Sonntag, 23. Februar 2014

Der britische Musiknachwuchs

Die Briten haben ein verlässliches System, immer wieder international erfolgreiche Musiker hervorzubringen. Sei es Adele, Amy Whinehouse, Tom Odell oder Leona Lewis, sie alle haben sich ihr Können nicht komplett selbst beigebracht sondern waren entweder auf der BRIT School for performing Arts in London oder auf einer der  Institutes of Modern Music. Etwas müssen diese Schulen also richtig machen. Vor allem bilden sie die Talente schon sehr jung aus, so dass ein Musiker dann mit Anfang und nicht erst mit Mitte Zwanzig eine Karriere starten kann. In Deutschland gibt es sicher auch den einen oder anderen Musikschwerpunkt in der Schule, und Möglichkeiten, Gesang zu studieren, dennoch ist die Regelmäßigkeit mit der die britischen Schulen erfolgreiche Musiker produzieren schon einmalig. Da lohnt es sich, mal nach den Talenten von Morgen zu schauen.

Eine unglaublich eindringlich-sphärische Stimme hat Ire Kevin Murphy, Absolvent der BIMM Brighton, und bereits einen Vertrag bei Domino Records in der Tasche. Da darf man sicher noch einiges von ihm erwarten.


Bei diesem Video wurden keine Tiere verletzt!

Seht weitere junge Talente:

Sonntag, 9. Februar 2014

Sampha

Foto: Laura Coulson
Ein weiterer Sänger mit einer unglaublichen Stimme, ist Sampha. Er hat nicht nur eine tolle Soulstimme, sondern ist auch ein begnadeter Pianist. Er vereint Soul und Jazz zu emotionalen aber niemals rührseligen Balladen. Sampha hat erst eine EP und eine Single veröffentlicht, hat aber schon einen beachtlichen Fankreis und mehrere Auftritte auf BBC zu verbuchen. Außerdem hat er schon mit Künstlern wie The xx und Jessie Ware als Produzent zusammen gearbeitet. Seine neueren Solostücke ohne elektronische Bearbeitung gefallen mir jedoch wesentlich besser.
Es ist schwer zu glauben, dass Sampha erst 24 Jahre alt ist, bei dieser Karriere. Doch wenn man mit drei mit Klavier spielen und mit dreizehn mit produzieren beginnt, erscheint es auch wieder logisch. 






Nathaniel Rateliff - Tour und Deutschlandveröffentlichung des Albums



Ich habe schon vor einer Weile eine Rezension zu Nathaniel Rateliffs neuem Album Falling faster than you can geschrieben, da man das Album bereits komplett auf Soundcloud hören konnte. Jetzt ist auch eine CD-Veröffentlichung in Deutschland erfolgt und auf Tour kommt Rateliff auch gleich. Schon in den nächsten Wochen.

19.2. München, 20.2. Berlin, 21.2.Hamburg, 24.2. Köln

Kwabs



Manchmal gibt es sie, Stimmen, die einen wieder daran glauben lassen, dass Soulmusik auch abseits von Amy Whinehouse und Adele eine Zukunft hat. Stimmen, die einen sofort dazu bringen, alles von diesem Sänger oder dieser Sängerin zu suchen und anzuhören.
So eine Stimme, so ein Künstler ist Kwabs. Im Internet übschlagen sich Lobpreisungen, er sang bereits vor der britischen Königsfamilie, seine Videos hunderttausende Klicks und zahlreiche Kommentare. Jetzt hat Kwabs seine Deubt-EP bei Warner Music rausgebracht und ist wie so oft bei genialen Soulmusikern. Die Musik klingt angepasst und überproduziert. Besonders die Single Wrong Or Right. Das ändert jedoch nichts daran, dass Kwabs diese geniale Stimme hat, die durch ihre Weichheit im Klang sofort im Gedächtnis bleibt. Es lässt sich hoffen, dass er bei seinen Konzerten die Songs auch in Akustik-Version spielt.

Adna - Night

Gerade ist das Debutalbum der 19-jährigen Schwedin Adna erschienen, über die ich vor einer Weile schon einmal berichtet habe. Jedes Mal, wenn ich ihre Stimme und die traumhaften Klänge dazu höre, bin ich fassungslos, wie jemand so jung schon so reif klingen kann, als wäre es nicht ihr erstes sondern ihr zehntes Album. Mit dem Album dürfte für Adna jedenfalls eine lange Karriere beginnen. Anders kann man es sich einfach nicht vorstellen. Mittlerweile lebt sie in Berlin - man darf gespannt sein, ob sich das auf ihr Songwriting auswirkt. Auf Night befinden sich neun Songs, darunter Dreamer und die titelgebende Single Night, welche doch sehr unter den anstonsten recht ähnlich klingenden Stücken hervorstechen. Das ist auch der einzige Kritikpunkt an Night, es ist wenig abwechslungsreich. Andererseits ist es  beeindruckend, dass Adna bereits mit 19 einen so eigenen Sound kreirt hat, der einen starken Widererkennungswert hat. Mir fallen gerade nur englische Worte ein, um ihre Musik zu beschreiben, die sich schlecht übersetzen lassen: haunting, hypnotizing, oder ganz einfach unglaublich gut.



Dienstag, 4. Februar 2014

Roadkill Ghost Choir

Roadkill Ghost Choir ist eine Band aus Florida, die aus sechs Musikern besteht. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich ursprünglich auf die Band aufmerksam wurde, jedenfalls stellte ich gerade fest, dass sie sogar beim Communion Label unter Vertrag sind. Musikalisch bewegt sich die Band zwischen Wilco, Fleet Foxes und Half Moon Run. Die 2012er EP gibt es im Moment kostenlos zum Download. Da kann man nur hoffen, dass bald endlich auch das erste Album erscheint. Wenn eine Band schon bei der ersten EP so eine Qualität vorlegt, die klingt, als würde es diese Band seit zehn Jahren geben, dann kann man beim ersten Album schon sehr viel erwarten.



Damien Jurado - Brothers and Sisters of the eternal Son

War er doch lange, besonders hierzulande, noch ein Geheimtipp, hatte es Damien Jurado mit Maraqopa geschafft. Jeder Kritiker mochte das Album, jeder betonte, dass Jurado einer der wichtigsten Vertreter des amerikanischen Neo-Folk ist. Das Album markierte eine Hinwendung zu experimentelleren Klängen, und nun hat Jurado mit Brothers and Sisters of the eternal Son noch einen drauf gesetzt. Das ist kaum noch Neo-Folk, sondern ein psychedelisches Konzeptalbum.
Beim ersten Hören fragte ich mich erstmal, was ist das denn jetzt? Kollege J. Tillmann aka Father John Misty schrieb gleich eine begeisterte Kritik, "he is out of his goddamn mind."
Jurado hat immer einen Widererkennungswert und erfindet sich gleichzeitig immer neu, etwas was nur wenige Künstler schaffen. Es ist sicher Geschmackssache, ob man das neue Album nun für sein Meisterwerk hält oder sich fragt, ob er wirklich etwas verrückt gworden ist, seine Songs mit religiöser Mystik auszustatten, und sich  als ewig auf der Suche nach sich selbst zu inszenieren.
Man muss die Stücke schon einige Male anhören, um die vielschichtigen epischen Klänge zu entschlüsseln.
Für jeden, der sich nach dem alten Jurado sehnt, gibt es ihn auf der dann doch noch. Jurado, mit seiner Gitarre, auf der zweiten Hälfte des Albums und auch auf der Bonus-Edition, darauf die meisten Stücke noch mal in reiner Folkversion. Damit beweist Jurado locker, dass er beides kann. Das stellt er auch auf seinen Konzerten unter Beweis, wenn er erst mit großer Band und dann noch einmal allein mit Gitarre auftritt. Und wer sollte ihn schon zwingen wollen, sich zu entscheiden? Ich bin jedenfalls sehr gespannt, wie er das neue Album live umsetzen wird.

Konzerte: 20.2. Hamburg, 23.2. Köln, 25.2. München

Montag, 3. Februar 2014

Die zweite Staffel The Hour



The Hour ist eine Serie, die um die Produktion einer Nachrichtensendung in den Fünfzigern kreist. Das klingt zunächst nicht besonders spannend, aber der Kalte Krieg im Hintergrund und die Sucht der Journalisten nach guten aufklärenden Geschichten machen die Serie zu etwas Besonderem.
In der ersten Staffen The Hour durfte man bereits Bel und Freddie dabei begleiten, wie sie The Hour aufgebaut haben. Hector, der Sprecher, ist mittlerweile ein Star, doch seine Ehe steht dank seiner zahlreichen Affären vor dem Aus. Er gerät in die Stricke eines Nachtclubs, dem El Paradis, wo sich angesehene Politiker und Polizeichefs mit Tänzerinnen einlassen. Als eine der Tänzerinnen, Kiki Delaine Hector beschuldigt, sie geschlagen zu haben und er ins Untersuchungshaft wandert, sind Bel und Freddie entschlossen die ganze Sache aufzuklären, doch sie ahnen nicht, mit wem sie sich da anlegen.
Neben der Krimihandlung, die leider etwas zäh vorwärts kommt, und erst in den letzten beiden Folgen an Fahrt gewinnt, sind es die Beziehungen der Charaktere, die Spannung erzeugen.

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Samstag, 1. Februar 2014

We have Band - Someone Single



We have band haben mir ihren letzten beiden Album einige Aufmerksamkeit auf sich ziehen können. Die neue Single verspricht eine Hinwendung zum Dreammpop und stärkeren Melodien und eine leichte Abkehr von allzu repetetiven Elektrorhythmen.

Rachel Sermanni - Everything Changes EP

Vor kurzem erschien erst Rachel Sermannis neue Single Everything Changes, nun folgt die gleichnahmige EP.  Ich muss sagen, dass die Single auch das einzige von den vier Lidern auf der EP ist, das mir gefällt.
Gleichzeitig mach Rachel nun Werbung, mit diesem neuen Song: "Everything is ok". Ich schätze, wenn unbekanntere Künstler die Chance haben, in einer Werbekampagne mitzumachen, ist es schwer nein zu sagen, denn irgendwovon müssen sie ja auch leben. Aber ich hoffe, für ihr neues Album schreibt Rachel ein paar mehr schöne gute Songs wie die beiden Everythingstücke.

Peaky Blinders

Die historischen Mini-Serien, die die BBC im Moment produziert überbieten sich geradezu an Qualität. Eins der neuesten Beispiele ist Peaky Blinders. Eine Gangsta-Saga, die um 1920 in Birmingham spielt.
Eine Gang mit dem Namen Peaky Blidners gab es tatsächlich, ihr Markenzeichen waren die Rasierklingen, die sie in ihre Mützen einnähten und mit denen sie im Kampf ihren Gegnern die Augen zerschnitten. Alles andere ist wohl frei erfunden. Das besondere an der Serie ist, dass die Gangster die Hauptfiguren sind, ähnlich wie in Sopranos oder Broadwalk Empire. Die Shelby-Familie lebt allerdings in einem Elendsviertel in Birmingham, dort haben sie das Sagen. Wenn ihr Oberhaupt Thomas Shelby (Cillian Murphy) mit seinem Rappen durch die Straßen reitet, wird ihm sofort Platz gemacht. Will er etwas haben, nimmt er es sich einfach. Doch es gibt auch noch andere Gangsterbanden, und diese haben das Monopol über die Pferdewetten, die Thomas manipulieren will.
Es ist aber nicht nur eine Serie über Bandenkriege, es ist vor allem auch die Geschichte von jungen Männern, in denen erste Weltkrieg tiefe Wunden hinterlassen hat. Thomas wird immer wieder von Flashbacks von einem Tunnelkampf heimgesucht und sein Kamerad ist so in seinem Trauma gefangen, dass er auch schon mal die Einrichtung einer Kneipe zerstört, weil er meint sich gegen Feinde verteidigen zu müssen. Der Krieg hat sie alle verändert und die Frauen, die während der Abwesenheit der Männer das Sagen hatten, geben ihre Macht nur ungern wieder auf. Vor allem Tante Polly, das älteste Familienmitglied. Aber auch Thomas Schwester Ada lässt sich von ihm nicht mehr viel sagen. Sie hat sich in einen Kommunisten verliebt. Freddie Thorne (genial gespielt von Iddo Goldberg) hält glühende Reden vor Arbeitern und ruft zum Streik auf. Doch mit Kommunisten wird in dieser Zeit kurzer Prozess gemacht, die Polizei ist ebenso korrupt wie die Gangster selbst, auf ein funktionierendes Rechtssystem ist nicht zu hoffen.
Als ein Inspektor den Verbleib von verschwundenen Waffen aufklären soll, hat er schnell die Peaky Blinders in Verdacht. Die Waffen sollen auf keinen Fall in die Hände der Kommunisten oder der IRA geraten. Thomas glaubt, er könnte mit dem gnadenlosen Inspektor Campbell einen Deal machen, aber er ahnt nicht, zu welchen Mitteln Campbell fähig ist.

Eine der interessantesten Figuren ist außerdem Grace, eine junge Frau, die sich in der Stammkneipe der Shelbys als Barfrau vorstellt und vom Besitzer zunächst als zu schön weggeschickt wird. Doch Grace ist hartnäckig, bekommt den Job und bald auch die Aufmerksamkeit von Thomas.
Thomas selbst ist eine zerrissene Figur. Gezeichnet vom Krieg, hart gegenüber seiner Familie, gewaltbereit, intelligent und doch irgendwie liebenswert. Was die Serie so sehenswert macht sind - neben dem hervorragenden Design, es wurden ganze Straßenzüge schwarz gestrichen, um den schmutzigen Briminghamstil zu erzeugen - vor allem die heraussragenden schauspielerischen Leistungen. Es gibt keine Figur, die nicht überzeugt. Vor allem die unbekannte Annabelle Wallis als Graceist eine Entdeckung. Und Cilllian Murphy dürfte hier eine seiner besten Performances vorlegen. Mit seinen eisblauen Augen und der feminien Schöhnheit verkörpert er perfekt Thomas' geheimnisvollen unnahbaren Charakter. Auch Sam Neill als Inspektor, der mit allen Mitteln seine Ziele durchsetzt war eine Überraschung.
Neben dem Setdesign ist auch die auf Spielfilmniveau angesiedelte Kameraarbeit und der gute Schnitt erwähnenswert. Habe ich mich bei Broadwalk Empire durch die Folgen gequält und darauf gewartet, dass endlich etwas passiert, kommt bei dieser in schnellem Tempo erzählten Miniserie keine Langeweile auf. Die Beziehungen zwischen den Figuren und die Verwicklung mit den Waffen und dem Inspektor sorgen für reichlich Spannung.
Nicht zu vergessen ist der geniale Soundtrack der Serie. Mit aktuellen Rocktiteln von Nick Cave und den White Stripes werden die Kampfszenen perfekt untermalt.
Derzeit arbeitet der Autor der Serie Steven Knight an der zweiten Staffel. Merkwürdigerweise hat die Serie bisher noch wenige Kritiken und Aufmerksamkeit erhalten. Dabei ist sie eine der besten Serien, die ich in letzter Zeit gesehen habe.