Montag, 28. September 2015

Reeperbahn Festival Bericht #3

William Fitzsimmons / c Florian Trykowski


Am Samstag nahm ich mir vor, mir auch einmal das Kunstprogramm des Festivals anzusehen. Die Führung zu den Galerien der Neustadt habe ich dann aber leider verpasst. Schade, dass die nicht häufiger angeboten wurden. Bei Feinkunst Krüger bin ich sowieso ständig, also ging es dann in die Reeperbahn 116. Dort gab es über das Festival mehrere Ausstellungen. Ich weiß nicht, was sonst in dem Haus ist, es wirkte perfekt für eine Groß-WG. In vielen kleinen Räumen gab es kleine Bilder und Fotos. Ohne Führung konnte ich mit dem meisten allerdings wenig anfangen. Spannend war das Projekt bei dem die Besucher ihre Meinung zu den Ausstellungen in schwarze Telefonhörer einsprechen konnten und diese Kommentare dann in einem Raum wieder abgespielt wurden. Das ganze war ein Projekt eines Künstlerkollektivs, die das per Crowdfunding finanziert bekommen haben. Schöne Idee, tolle Leistung. Daneben gab es noch eine Ausstellung mit Bildern und kurzen Interviews der Bewohner der Reeperbahn 157 Hochhäuser. Dort kam vor zwei Jahren heraus, dass die Wohnungen Asbest versucht sind, worüber die Bewohner nicht gleich informiert wurden. Man konnte dort etwas über die interessanten Persönlichkeiten erfahren, die noch im Hochhaus leben, wie sie mit dem Skandal umgegangen sind und warum sie dort nicht weg wollen. Eine interessant Ausstellung, die aber offenbar bereits vor zwei Jahren entstand. Die Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe mit Rockpostern hatte ich mir vorher schon angesehen. Davon hatte ich mir etwas mehr erwartet, der Ausstellungsraum war doch recht klein.

Nun aber zum Musikprogramm des Tages, das mein persönliches Highlight enthält. Es begann mit Joco, nein, nicht Joko und Klaas, sondern die Schwestern Josepha und Cosima. Die beiden kommen aus Hamburg und haben den Hamburger Popkurs absolviert, der schon viele Stars hervorgebracht hat. Man denkt da schnell an Boy. Joco machen ebenfalls Indiepop, lieblich und unaufdringlich. Manchmal etwas zu seicht. Aber Selbstbewusstsein haben die beiden. Sie nahmen ihr Album in den Abbey Road Studios auf, schickten es an Sony und wurden prompt genommen. Jetzt habe ihr Produzent Paul McCartney ihr Album gegeben, erzählten sie stolz. Für Bescheidenheit sind die beiden offenbar nicht zu haben, aber warum auch? Hat ja alles geklappt. Sogar von einem Kieferbruch erholte sich Cosima. Danach ging es dann endlich auf Tour, man hört schon wirklich überall etwas von den Beiden. Da merkt man dann, was ein Major Label ausmacht. Aber sie können natürlich auch was. Mein Favorit ist Why didn't I see.



Auf dem Weg zum Michel hatte ich etwas Zeit und kam zufällig am N-Joy-Bus vorbei, wo gerade Dotan ihren Hit Home preisgaben. Draußen, vor einem versammelten Publikum. Ich liebe den Song, er hat einen Refrain, der sich einem sofort einprägt, ein bisschen zu gut. Kurz überlegte ich, mir nachher die Band auch im Docks anzusehen, aber verwarf dies zugunsten der anderen Bands. Home blieb mir auch so den ganzen Tag im Kopf.

Dann ging es zu Luke Sital-Singh, auf den ich mich am meisten gefreut hatte. Luke im Michel, das musste großartig werden und es wurde großartig. Holymoly, insane venue, twitterte er noch vorher. Ja, der Michel kann einen wohl schon beeindrucken, ist ja auch das Wahrzeichen Hamburgs. So ganz allein mit einem Mirko und Gitarre in so einem Raum, da kann einem Sänger wohl schon mal etwas bang werden. Luke konnte kaum fassen, wie gut die Akustik war, ernsthaft, ihr hört mich wahrscheinlich noch Minuten später da hinten, sagte er zwischendurch. Jeder sollte in seinem Leben einmal hier singen. Das Publikum zeigte sich auch ganz leise und so konnte man dann andächtig Lukes Stimme und Gitarre lauschen, wie er neue und ältere Songs spielte. Live gefallen mir seine Stücke oft viel besser, als auf dem etwas überproduzierten letzten Album. Er hat gerade bei einem großen Label gekündigt und macht wieder alles selbst. Das steht ihm gut. Wenn man fröhliche Songs erwarte, sei man hier falsch, und ja, der nächste Song wäre auch auch wieder traurig, sagte er. Dabei braucht er sich doch dafür nicht zu entschuldigen. Wir sind wegen der traurigen Songs da, Luke. Die traurigen Songs berühren uns und in den traurigen Songs findet man Tiefe. Bottled up tight klingt so akustisch auch noch einmal ganz anders, wenn Luke beweist, dass er absolut tonsicher in so einer Location singen kann. Da findet man den Grund, warum man Musik so liebt, Schönheit, Ehrlichkeit, Gefühle, tiefsinnige Texte, die von einem intelligenten Künstler geschrieben wurden. Mein Highlight des gesamten Festivals, aber das nächste Mal bitte keine Entschuldigung dafür.


(jetzt mal nicht zum zehnten Mal das Video aus der Kirche beim Haldern 2013, sondern das neueste Video der neuen EP)

Anschließend strömten dann die Mengen in den Michel, um William Fitzsimmons zu sehen. Ich beschloss allerdings, dass ich mir zwischendurch unbedingt noch Hein Cooper angucken musste. Der Newcomer spielte im Schulmuseum. Das sagte mir gar nichts, und entpuppte sich als kleine Aula, mit wenigen Sitzplätzen. Hein Cooper, gerade 19 stammt aus England und hat gerade seine erste EP veröffentlicht, ich hatte ihn hier schon kurz vorgestellt. Mit einer hellen Stimme und melancholischem Ton genau mein Fall. Ganz ohne Mikro stand Hein dann vor dem Publikum, für ihn das erste Mal in Hamburg und auch das erste Mal ohne Mikro. Von Lampenfieber war aber nichts zu merken. In schwarzer Hose und Hemd, mit den blonden Haaren in der Stirn spielte er seine Songs. Im kleinen Raum auch so wunderbar zu hören. Nicht viele Sänger klingen so gut ohne Verstärkung. Bei seiner kurzen Performance gab es noch ein Cover von Radioheads Creep, mir gefielen seine eigenen Songs aber besser, besonders The Art of Escape, das er zum Schluss spielte. Ein sehr sympathischer talentierte junger Mann, von dem man hoffentlich noch mehr hören wird.




Dann lief ich schnell zurück zum Michel, da braucht man leider schon zehn Minuten. Doch es war schon voll und es wurden nur noch einzelne Besucher eingelassen. Man wolle die ruhige Atmosphäre nicht stören, sagte der Türsteher. Was ich auch absolut gut finde, es stört doch extrem, wenn bei einem Konzert ständig Leute rein und rausgehen. Es kamen einige Gäste raus, man wolle noch woanders hin. Wäre es langweilig, fragten andere Wartende. Das nicht, eben nur ruhig. Ja, das erwartet man doch auch bei einem Songwriter. Ein kleines Problem so eines Festivals, Leute gehen irgendwohin, haben keine Ahnung, und reden dann die ganze Zeit, und stören die, die wirklich etwas hören wollen. Dann durfte ich schließlich doch noch rein, beim Treppensteigen sollte man aufpassen, die Dielen knarzen, und die Jungs doch bitte ihre Hüte abnehmen, es wäre ja immer noch eine Kirche, meinte der lustige Türsteher. Die Kollegin hörte ich noch sagen, haha, das mit den Hüten war gut. Aber es wurde drauf gehört und im Saal war es bis auf Fitzsimmons Musik absolut still. Er ist wohl einer der bekannteren im Genre. Mit dem schwarzen Vollbart würde man eher eine rauhe Stimme erwarten, aber sein Gesang ist fein und gefühlvoll. Auch er mahnte, dass er nur traurige Songs spielen würde. Da wollte ich schon langsam aufschreien, dass man das ja auch bitte erwartet, wenn man einem Musiker hingeht, der nun mal traurige Songs schreibt. Viel Zeit blieb allerdings nicht, da ich noch weiter wollte.



Vor dem Mojo Club hatte sich bereits eine Schlange gebildet, es hieß warten auf Andreya Triana. Zum Glück nur irgendein Problem, der Club war noch nicht voll. Aber er füllte sich bis zum Konzert dann komplett. Da es ganze zwanzig Minuten später anfing, hieß es dann erst mal weiter warten im Mojo Club. Er liegt unter den tanzenden Türmen am Anfang der Reeperbahn, und ist wie eine Kirche aufgebaut, mit rundem Raum und Rang. Mein persönlicher Lieblingsclub für Konzerte, weil der Sound einfach fantastisch ist, wenn auch natürlich nicht so wie im Michel. Dafür herrschte hier kuschelige Konzertstimmung. Endlich kam dann die Band und auch die Sängerin auf die Bühne. Mit ihrer rauen Soulstimme begeisterte sie das Publikum sofort. Die Londonerin war bisher durch Kollaborationen mit DJs bekannt (Bonobo), und hat 2010 bereits ihr erstes Album veröffentlicht, nun hat sie mit dem zweiten großen Erfolg. Auf der Bühne war die Sängerin nicht immer ganz tonsicher, manchmal kamen die Melodien doch etwas schrill heraus, aber es wurde immer besser, und gerade bei den ruhigeren Songs konnte sie überzeugen. Bald zog sie sich die Leopardenprint-Highheels aus und sprang barfuß übe die Bühne. Von Anfang an ging das Publikum mit, tanzte und sang zum Schluss auch kompliziertere "yeahs" mit. Die Stimmung war absolut begeistert, so musste eine Zugabe her. Mit Sympathie und ansteckender guter Laune hatte Andreya alle für sich eingenommen. Ein wunderbarer Abschluss für das schöne Festival.


Insgesamt war das Festival großartig mit so vielen tollen Bands, bekannten und neuen, die man entdecken konnte. Ein wenig schade ist es immer, dass die Bands nur kurz spielen, bis auf Fitzsimmons und Lukas Graham, die länger spielen durften. Aber es ist eben ein Festival bei dem es darum geht, Bands zu entdecken. Wenn ihr auch da wart, sagt mir gerne, was eure Highlights waren. Denn so viele Bands habe ich leider verpasst, weil man sich einfach nicht alles ansehen kann. Alex Vargas, Joris, Madjo, Mirel Wagner, Shane Alexander, Abby, The Beach, Palace, Balthazar, Lady Lamb, Emilie Nicolas, Aosoon und Oddissee hätte ich auch alle gerne gesehen. Vielleicht ja nächstes Mal, denn der eine oder ander Musiker kommt doch gerne wieder.

Sonntag, 27. September 2015

Reepberbahn Festival Bericht #2

c Florian Trykowski


Am Freitag machten Oh Wonder für mich den Start im Übel und Gefährlich. Die Band besteht aus Josephine Vander Gucht und Anthony West, die beiden Londoner haben ihre Songs einzeln auf soundcloud veröffentlicht und so einen großen erfolg gelandet. Inzwischen sind die Songs auch als Album erschienen, schöner zurückgenommener Pop, oft melancholisch mit Elektroeinschlag. So war die Band auch mit Keyboards auf der Bühne, unterstütz von einem Bassisten und Schlagzeug. Zunächst konnte man den Eindruck haben, dass sie nur ihr Programm nur abspulen, alle Songs klingen auch live perfekt, Josephine und Anthony singen immer im Duett die sich oft wiederholenden Refrains. Aber dann erzählte Josephine, dass das hier ihr erstes Konzert außerhalb Englands war und es war ihnen dann der Spaß an der Performance deutlich anzumerken. Josephine mit den Rehaugen und braunem Pony sieht ein wenig aus wie eine Mischung aus Zooey Deschanel und einer jungen Tina Frey, Anhtony könnte auch in einer Boyband singen. Aber die beiden sehen nicht nur gut aus, sie haben auch eine klassische Ausbildung und offenbar viel Marketingtalent. Vielleicht ist ihre Methode Songs zu veröffentlichen ja die Zukunft. Aber auch live funktionierte der trotz des melancholischen Tons einlullende Sound. Das liegt vor allem an den angenehmen warmen Stimmen der beiden, die perfekt harmonieren. Die Texte vermitteln positive Botschaften, handeln von Freundschaft und Hoffnung. Heart Hope oder White Blood sind besonders einprägsam. Der Saal wirkte verzaubert und begeistert. Ein wenig fehlt die Abwechslung im Sound, manchmal dachte man, den Song hätten sie gerade schon gespielt, aber wirklich stören tut das nicht, denn alle Songs sind von gleichbleibender hoher Qualität. Am Ende hatte man das Gefühl aus einem schönen Traum aufzuwachen. Im November kommen die beiden übrigens noch zu zwei Konzerten in Köln und Berlin.





Dann hieß es eine halbe Stunde im Saal auf Dan Mangan warten. Er stammt aus Vancouver und hat bereits einige Awards gewonnen. Sein neues Album Club Meds, dass er zusammen mit Blacksmith einspielte, erschien dieses Jahr. Doch Dan erschien diesmal ohne Band und nur mit dem Gitarristen Gord Grdina, mit dem er schon länger zusammen arbeitet. Er spielte auch eher die älteren bekanteren Songs. Wie Post War Blues, oder Jude, das nach seinem Sohn benannt ist. So als neugeborens Baby wäre ja noch alles an ihm perfekt gewesen, das hätte ihn so fasziniert, erzählte er. Jetzt hingegen, wäre er nicht mehr ganz so perfekt, scherzte er. Mangans Texte zwingen einen sofort zum Zuhören. Nach etlichen Konzerten mit zwar schöner Musik aber eher simplen Texten eine Wohltat. Er singt vom Amerika nach der Krise, von Hausspekulanten, die Familen zugrunde richten. Mit seiner tiefen rauen Stimme hebt er sich von vielen Songwritern ab, ebenso mit den teils politischen Texten. Wirklich beeindruckend an diesem Konzert war allerdings der Gitarrist, dem man die klassiche Ausbildung deutlich anmerkte. Sein Solo erntete spontanen Applaus, man hätte ihn auch gerne allein, vielleicht in der Musikhalle, gesehen. Zwischendurch benutzte er dann sogar die Gitarre als Geige, indem er sie mit einem Bogen spielte, was einen interessanten Sound ergab. Aber auch mit Dan Mangan harmonierte Gord sehr gut. Dan sagte es selbst, hey, er ist ja wohl ein Teufel an der Gitarre. Da vermisste man eine größere Band überhaupt nicht. Das Publikum war jedenfalls schwer begeistert und offenbar waren viele Fans dabei, die seine Texte mitsingen konnten.




Doch bis zum Ende konnte ich nicht bleiben, da ich mir unbedingt noch Half Moon Run in der Großen Freiheit ansehen wollte. Da braucht man leider schon eine Viertelstunde. Meine Sorge nicht mehr hineinzukommen war jedoch unbegründet, schließlich ist der Saal ja auch sehr groß. Gerade war die Band dabei ein eher ruhigeres Stück zu spielen. Nachdem er letztes Mal mit Undercut auftrat hatte sich Devon diesmal komplett die Haare geschnitten, aber er tanzte wie immer mit Axelshirt über die Bühne. Tatsächlich scheint aus den Jungs inzwischen richtige Rockstars geworden zu sein. Sie spielten einige Songs ihres neuen Albums, das noch nicht erschienen ist, und ihr Sound hat sich überraschenderweise Richtung Metal bewegt. Devon, der eigentlich eine recht hohe feine Stimme hat, schrie auch mal ins Mikro. Wenn ich es richtig sehen konnte, spielte er sogar mit der Zunge auf der Gitarre, und verausgabte sich völlig bei seiner Performance. Nachdem ich die Band bereits dreimal gesehen hatte, war das die größte Bühne, auf die sie wirklich gehören. Sie verstehen es ein großes Publikum zu begeistern und mit ihren treibenden Beats zum Tanzen zu bringen. Auch wenn ihre Performance im kleinen Kulturhaus immer noch mein Favorit bleibt, ist es faszinierend zu beobachten, wie die Band immer bekannter wird. Es folgten noch Drug you und schließlich Full Circle, einen Song, den viele Fans mitsingen konnten. Die Band hat mal wieder gezeigt, dass sie wirklich in der Lage ist, so große Bühnen zu spielen, was sie in Kanada auch längst tut, und dabei ist wirklich groß zu werden.



Leider war dann das Konzert von Airy met fairy im Kaiserkeller gerade vorbei. Also ging es weiter zum Nochtspeicher und Lucy Rose. Die junge Londonerin ist dort schon längst ein Star des Indiesongwriterpop. Ihre feine hohe Stimme erinnert an Feist oder Daughter. Nach zahlreichen kleinen Auftritten in der Londoner Szene nahm sie ihr erstes Album im Keller der Eltern auf und heimste gleich einen Deal bei Columbia ein. Inzwischen ist Lucy Rose international bekannt, schon als ich ihr Album das erste Mal hörte, dachte ich, das brauche ich hier gar nicht vorstellen, das wird sofort ein Hit und so kam es dann auch.
Im Nochtspeicher trat sie mit einer großen Band auf, die für einen überraschend rockigen Sound sorgte. So klangen ihre Songs ganz anders, als auf dem Album. Obwohl man die kleine Sängerin auf eine kleine Bühne stellte, was nicht unebdingt dafür sorgte, dass man sie gut sehen konnte, konnte sie doch den Saal für sich einnehmen und das Publikum begeistern. Mit ihrem Pony über die Augenbrauen und den langen Haaren und dem Flanelhemd wirkt sie ein bisschen, als würde sie eigentlich in die Siebziger gehören, aber ihr Sound ist modern und frisch, was ihn besonders macht ist wirklich ihre Stimme, fein, ein wenig kühl, aber niemals zerbrechlich. Gerne hätte ich sie auch im Schulmuseum ohne Band gesehen, denn dann wäre ihre Stimme vielleicht noch besser zur Geltung gekommen, aber auch so war es ein gelungenes Konzert und ein schöner Tagesabschluss.



Samstag, 26. September 2015

Reeperbahn Festival Bericht #1

c Lisa Meinen

Das Festival läuft heute den letzten Tag, nach zwei Tagen voller Konzerte könnte es so ruhig noch eine Woche weiter gehen. Am Donnerstag Nachmittag begegnete mir bereits die eine oder andere Band in der Stadt, auf dem Weg zum Sightseeing oder zur Probe. Leider habe ich keine direkt erkannt, aber beim eher schlichten Style der Hamburger fallen junge Männer in Lederjacke und Gitarrenkoffer oder Frauen mit Sonnenbrille, überlangem Mantel und wilder Frisur einfach auf. Eigentlich wollte ich mir direkt etwas beim Festival ansehen, aber das fiel offenbar aus, so dass ich einfach mal die frühen Besucher beobachtete, die meisten waren wohl schon zur Konferenz da, die gleichzeitig stattfand. Sowas gibt es wohl nur auf diesem Festival, dass wichtig aussende Leute mit einem Namensschild um den Hals mitten in der Stadt eine Musikkonferenz besuchen. Da ich noch nicht völlig über meine Erkältung hinweg war, beschloss ich dann, mich noch etwas zu erholen, um mir dann abends ausgeruht alles angucken zu können.



Zuerst begab ich mich in den Knust, zu den Great Lake Swimmers. Eine Band die mir zwar vom Namen her bekannt war, von der ich aber noch nicht oft Musik gehört hatte. Sie stammen aus Kanada und machen eine Mischung aus Folk und Country. Mit einer Geigerin, einem akustischen Bass und wenn ich es richtig erkannt habe, Banjo, erzeugten sie einen fröhlichen Sound, der das im Schnitt etwas ältere Publikum gut mitgehen ließ. Ihre Fans in Deutschland scheint die Band auf jeden Fall zu haben. Mir war die Musik dann doch etwas zu  Country-lastig und seicht. Also beschloss ich dann, doch noch schnell ins Übel und Gefährlich herüber zu gehen, um noch Soley anzusehen. Die Isländerin beeindruckte ein großes Publikum mit ihrem verträumten Elektropop. Sie erzählte gerade, dass sie ja wirklich so wahnsinnig glücklich sei, hier zu spielen, sie würde ja gerne nach Hamburg ziehen. Nur ihren Mann müsste sie noch überzeugen. Offenbar hat sie sich noch nicht ganz ans Verheiratet sein gewöhnt. "Husband", das klinge so, als wäre man schon 40. Nicht dass mit 40 etwas schlecht wäre, fügte sie schnell hinzu. Ich bin mir sicher, Hamburg würde sie gerne aufnehmen. Dann wird man sie hier sicher auch häufiger spielen sehen. Sie stand mit einer kleinen Band auf der Bühne, ihre Pony-Dutt-Frisur und die große Brille mit Metallrahmen lassen sie wie die typische skandinavische Sängerin aussehen, die haben es einfach drauf, immer lässig zu wirken. Ihre Sound passte auch gut zur Atmosphäre des Clubs, der sich im vierten Stock eines Bunkers befindet. Da muss man beim Reinkommen erst mal auf den Fahrstuhl warten. Da empfing mich dann ein Liftboy, der mit einer Box, aus der Ska dröhnte und einem Buch in der Hand wohl einen ganz angenehmen Job hatte. Ich kam mir kurzzeitig vor wie in einem Wes Anderson-Film.



Dann hatte ich eine kleine Pause in meinem Plan und entschied mich spontan, mir kurz Eva and Manu anzugucken. Die Band besteht aus einem Paar, das auch noch einige weitere Musiker dabei hatte. Der Franzose und die Finnin lernten sich am Musikcollege in Boston kennen, reisten dann ein wenig durch Frankreich und nahmen ein Album auf, und landeten prompt bei einem Major Label. Im Vorfeld hatte mir ihre Musik sehr gut gefallen. Obwohl recht Elektro lastig, was mir ja sonst nicht unbedingt gefällt, aber Evas Gesang legt da immer eine Melodie drüber, und erzeugt einen warmen gefühlvollen Sound. Das Konzert fand im Angie`s Nightclub statt, einem Club, in dem ich vorher noch nie war. Mit seinen kleinen goldenen Sitzecken und den Säulen ist er bestimmt ganz schick zum feiern, aber für Konzerte für meinen Geschmack nicht so gut geeignet. Es fiel der Band anfangs schwer, im ganzen Raum die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. So kam bei mir nicht recht Konzertstimmung auf, auch empfand ich den Vortrag als etwas zu bemüht vorgebracht und der Gesang wirkte nochmal etwas kitschiger als auf dem Album. Aber wer so gefühlvollen Pop mag, der wird seinen Gefallen an der Band finden. In den youtube-Videos gefallen mir ihre Auftritte auch deutlich besser, also lag es vielleicht wirklich an der Stimmung.



Dann hatte ich mir noch Lukas Graham vorgenommen. Mir war nicht bewusst, wie bekannt der Kopenhagener hier bereits ist. So kam ich gerade noch so ins Docks rein. Graham hatte eine ganze Bigband dabei, das Publikum war völlig aus dem Häuschen, viele wohl extra wegen ihm gekommen. Das ist schon ein Phänomen, das man gesehen haben muss. Ein junger Mann, der aussieht wie 15, klein und kinnlange braune Locken, mit einem Cappie auf dem Kopf und einer Jogginghose an, kommt auf die Bühne und wird gefeiert wie ein Weltstar. Man könnte ihn für den prolligen Gewinner einer Castingshow halten. Aber der Eindruck täuscht komplett. Lukas Graham hat eine Wahnsinnsstimme. Es gibt wahrlich nicht viele solcher Stars aus Dänemark. Kein Wunder, dass er so erfolgreich ist. Und er versteht es, die Fans zu unterhalten. Zu Beginn wurde erzählt, dass er sich schon mal so verausgabt, dass er auf der Bühne umkippt. Das wollte man nun nicht hoffen. So wie er über die Bühne lief und sprang konnte man es sich aber vorstellen. Er erzählte auch, dass er den Song den er über den Tod seines Vaters geschrieben hatte vor drei Jahren das erste Mal direkt auf dem Festival spielte, zwei Tage nachdem der Vater starb. Das sei das härteste und das beste gewesen, was er je getan hätte. Denn danach bekam er einen Plattenvertrag. So persönlich sind viele seiner Songs. In Don`t worry about me, sagt er seinen Freunden, dass er zwar manchmal immer noch traurig wäre, aber Sorgen müssten sie sich deshalb keine machen. So eine fröhliche Grundhaltung ist ansteckend, insgesamt ist mir seine Musik aber zu Mainstreamorientiert und seine Mickey-Mouse Stimme doch etwas anstrengend. Ich weiß nicht, ob es am Sound lag, denn bei anderen Mitschnitten wirkt seine Stimme tiefer. Auf jeden Fall war es wohl ein wunderbares Konzert für seine Fans.




Bei so einem Festival, wo so viele Bands gleichzeitig und immer nur eine Stunde lang spielen, da muss man sich irgendwie vom Gefühl frei machen, immer etwas zu verpassen. So ging es dann weiter in die St. Pauli-Kirche zu Seafret. Die Band war bei der Vorsichtung sehr positiv ausgefallen. Allerdings hatte ich sie mehr als Folkband eingestuft. Tatsächlich lieferte sie eine Bandbreite von Folk bis Rock. Auffällig dass sie dabei eine akustische Gitarre verwendeten, die von einem recht guten Gitarristen auch zu den rockigeren Songs eingesetzt wurde. Die Stimmung in der Kirche war bereits sehr begeistert. Zunächst wirkte der Sänger mit dem wilden Lockenkopf nicht immer tonsicher, ein wenig schüchtern, bei den rockigeren Songs blühte er allerdings auf. Er war sichtlich gerührt darüber, wie gut die Band ankam, da wollte man ihm fast sagen, dass er nicht so bescheiden zu sein braucht. Schließlich mussten sie sogar eine Zugabe geben, nur der Sänger und Gitarrist spielten dann eine wunderbare Coverversion von Hoziers Angel Of Small Death & The Codeine Scene, bei der er noch einmal all sein Können präsentierte. Der Band wünscht man jeden Erfolg, denn sie waren nicht nur sehr sympathisch, sie verdienen ihn auch.



Zum Schluss ging es dann in den Nochtspeicher, wo L'aupaire ein recht junges Publikum vor sich hatte. Es gibt wirklich wenige deutsche Sänger, die englisch singen und international mithalten können, L'aupaire ist einer davon, und er ist gerade dabei, sich einen Namen zu machen. Mit einer Stimme, die ein wenig an den Sänger der Kooks erinnert, und chartstauglichen Songs hat er da gute Chancen. Mit Rollercoaster Girl oder I would do it all again knüpft er an die Erfolge des Brit-Pop an. Da kamen länger keine größeren Überraschungen mehr von der Insel, vielleicht ist es an der Zeit, das Genre auch hier zu entdecken. Zugegeben hat der Bonner nicht gerade die intellektuellsten Texte vorzuweisen, dafür kann man schnell mitsingen. Obwohl die Band sich wirklich Mühe gab, schien sie aber nicht das ganze Publikum zu erreichen. Vielleicht lag es an der fortgeschrittenen Stunde, aber ich finde auch, dass der Nochtspeicher keine gute Akustik für rockigere Konzerte hat, es war ähnlich bei Lucy Rose am Freitag. Die Bühne ist sehr niedrig, es gibt Säulen in der Mitte und wenn an der Bar ein Glas klirrt, übertönt es die Musik im ganzen Raum. Da gucke ich mir da doch lieber Lesungen oder ruhigere Konzerte mit Sitzgelegenheit an. L'aupaire konnte dafür wirklich nichts und so werde ich ihn mir gerne noch einmal woanders ansehen. Insgesamt fing der Tag etwas verhalten an, hatte dann mit Seafreat aber noch eine echte positive Überraschung zu bieten.

Mittwoch, 23. September 2015

Mein Reeperbahn Festival Guide

Das Reeperbahn Festival hat heute bereits angefangen. Nun bereits zum zehnten Mal gibt es das Festival in Hamburg, wohl nirgendwo sonst gibt es so viele Clubs nebeneinander wie auf der Reeperbahn. An die 400 Konzerte, dazu ein Kunstprogramm, Lesungen und eine Konferenz erwarten die dreißigtausend Besucher. Ich war bisher leider erst einmal beim Festival, vor ich glaube drei Jahren, als ich unbedingt Ben Howard sehen wollte, den außer mir damals noch niemand zu kennen schien. Bisher habe ich ihn dreimal gesehen und das Festivalkonzert in den Fliegenden Bauten war immer noch das beste. Es ist zu erwarten, dass man hier wieder ganz neue unbekannte Acts entdecken kann, denen bald eine internationale Karriere bevorsteht. Denn das Festival ist vor allem zum Entdecken da, so läuft da auch viel hinter den Kulissen ab, was die Bands voranbringen soll, Networking im Musikbuissnes. Dismal gibt es das erste Mal einen Themenschwerpunkt, Finland.
Bei so unglablich vielen Acts und Konzerten verliert man schnell den Überblick. Es gibt leider sehr viele Überschneidungen bei dem was ich sehen möchte. Die meisten Konzerte gehen nur eine Stunde oder weniger, man läuft schnell zur nächsten Location um hoffentlich noch reinzukommen und landet dann vielleicht in einem überfüllten Miniclub oder vor dem Schaufenster. Sicher kann man sich auch einfach treiben lassen und überall einmal reinschauen, auch neue Clubs entdecken, in denen man vorher noch nie war. Doch wenn man so Musikbesessen ist, wie ich, tut man gut daran, sich einen Plan zu machen. 


Top Five Acts to see:

1.Luke Sital-Sing: Der Luke im Michel, das muss man sich einfach angucken. Das kann nur großartig werden.















2. Andreya Triana: eine junge neue Soulsängerin, die mit den ganz Großen mithalten kann.



3. Oh Wonder: mit achtzigtausend Followern auf Spotify sind Oh Wonder wirklich nicht mehr unbekannt. Aber irgendwie waren sie bisher meinem Radar entgangen. Gerade erschien ihr erstes Album, nachdem sie immer nur einen Song einzeln rausbrachten. Richtig guter Pop.




4.  Lucy Rose: Die britische Sängerin ist gleich zweimal zu sehen, umso eher sollte man sie nicht verpassen. Eine der ganz großen Stimmen der britischen Indiepopszene.















5. Half Moon Run: wer meinen Blog liest wird wissen, dass sie eine meiner Lieblingsbands sind. Bereits dreimal habe ich sie gesehen, jedes Konzert war großartig. Diesmal darf man hoffen, dass sie ihr neues Album vorstellen. Bester Indiepop aus Kanada.




Dazu gibt es natürlich noch eine Vielzahl unbekannterer Acts, daher hier meine

Top 5 Geheimtipps:

1.  Hein Cooper



2. L'aupaire




3. Mirel Wagner: die  Finnin macht düsteren Folk, der unter die Haut geht.







4. Friends of the Family: wer zwischendurch mal richtig gute Laune braucht ist hier genau richtig.














5. Madjo die Pariserin bietet einen gelungenen Genremix.




Leider konnte ich heute noch nicht zum Festival gehen, da ich seit einigen Tagen von einer Erkältung mit Fieber geplagt bin, ich hoffe inständig, dass es morgen besser sein wird. Denn da habe ich mir schon einige Konzerte vorgenommen und auch einige Vorträge wollte ich mir anhören.
Hier seht ihr meine kompletten Empfehlungen im Zeitplan, da muss ich mich teilweise selbst noch entscheiden, wo ich nun hingehe.

Mein Zeitplan beim weiterklicken:

Festivalentdeckungen#7

Auch wenn das Festival heute schon anfängt, möchte ich hier nochmal die letzten Bands vorstellen, die ich unbedingt empfehlen kann.


Denai Moore stammt aus Jamaik, kam als Kind nach England, hörte Lauryn Hill, aber jetzt macht sie keinen Soul sondern Folk. Ein bisschen Genremix ist auch dabei, aber ihre Stimme erinnert doch mehr an Lucy Rose als an irgendeine Soulsängerin. Ihre Stimme hat einen rauen emotionalen Klang, nicht immer perfekt intoniert, dafür ehrlich. Mit gerade Mal 19 ist sie auf einem guten Weg. Ein wenig erinnert sie an Chloe Charles, die ebenfalls auf dem Festival sein wird.




Seafret sind eine rechte neue junge Band, sie stammen von der Küste Nordostenglands, leben aber inzwischen in London. erstaunlicherweise hatte der Sänger Jack gerade erst angefangen zu singen, als er den Gitaristen Harry bei einer Open Mic Nacht traf, wie sie auf ihre Homepage schreiben. Offenbar waren sie beide Naturtalente und schrieben sofort Songs zusammen. Und das klingt dann so, als würden sie das bereits jahrelang machen.




Mittwoch, 16. September 2015

Tour of Tours geht in die Verlängerung und ein Touralbum gibt es auch


Tour of Tours nennt sich eine Kooperation zwischen Jonas David, Towns of Saint, Tim Neuhaus, Ian Fisher und Honig, alles deutsche Folkmusiker, die englisch singen. Die Zusammenstellung ist zufällig entstanden, so waren Jonas David, Honig und Town of Saints bereits gemeinsam auf Tour, und Ian Fisher und Tim Neuhaus kamen zum Konzert in Berlin. In der Kneipe scheinen sie sich so gut verstanden zu haben, dass sie beschlossen gemeinsam auf Tour zu gehen. Die Tour kam offenbar so gut an, dass es nachdem eigentlich schon Schluss sein sollte jetzt doch noch einige Konzerte gibt. Da ich die ersten verpasst habe, freut mich das sehr. Da dies wohl wirklich ihre letzte Tour sein wird, sollte man die Konzerte in den nächsten Tagen nicht verpassen. Ein Album zur Tour gibt es außerdem schon. Der Tour of Tours Sampler wurde offenbar beim letzten Konzert aufgenommen, denn gleich am Anfang wird verkündet, dass wäre das allerletzte. Tja, da konnten sie es wohl einfach nicht lassen. Die vier Bands bzw. Musiker stehen dabei allein oder zusammen auf der Bühne, und erzeugen eine Mischung  aus Folk, Country und Songwriter-Musik. Während Town of Saints eher für Stimmung sorgen und Ian Fisher ebenfalls eher tanzbare Musik liefert, sorgen Jonas David und Honig für ruhigere Momente. Ich habe mir Jonas Davids erstes Album bestimmt tausend Mal angehört, für mich ist er einer der besten Sänger die wir in dem Genre haben und kann locker international mithalten. Er ist auch einer der wenigen, die ich noch nie live gesehen habe und unbedingt noch sehen will. Tim Neuhaus wiederum geht mehr in die Indie-Richtung, mit seiner rauen Stimme und poppigeren Melodien. Ich muss sagen, dass mir Tim Neuhaus und Honig bisher nicht so bekannt waren, weil mich ihre Musik auf den Alben bisher nicht so vom Hocker gehauen hat. Aber oft klingt das live ja nochmal ganz anders und besser. Honigs Golden Circles auf dem Sampler hat mich jedenfalls neugierig gemacht, ein schöner klassischer Folksong. Den Abschluss bildet der Song of Songs, bei dem alle gemeinsam musizieren. Eindeutig das Highlight auf dem Album, da hätte man sich fast gewünscht, noch mehr gemeinsame Stücke wären auf dem Album zu finden. Insgesamt eine schöne Mischung der deutschen Folkszene, die live wohl gerade dadurch, dass die Musiker sich gegenseitig pushen und viel Spaß dabei haben zu einem Erlebnis wird.

18.09. Hannover Kulturzentrum Faust 60er-Jahre Halle
19.09. Hamburg - Gruenspan
20.09. Berlin - Postbahnhof
21.09. Köln - Gloria
22.09. Stuttgart - Im Wizemann
23.09. München - Ampere
24.09. Dresden - Beatpol
25.09. Münster - Sputnikhalle
26.09. Essen - Zeche Carl



Sonntag, 13. September 2015

Reeperbahn Festival - Die neuen Bestätigungen


Ich habe mir bereits einen Zeitplan gemacht, was ich mir beim Reeperbahn Festival angucken will. Und es kommen immer neue Bands dazu, dabei kann ich mir jetzt schon nicht alles angucken, was ich mir gerne angucken würde, weil es leider zu viele Überschneidungen gibt. Aber das ist bei Festivals ja immer so.
Dabei müsste ich Luke Sital-Sing im Michel eigentlich unbedingt sehen. Er wurde kürzlich für das Festival bestätigt. Das wird bestimmt genauso schön wie damals beim Haldern in der Kirche, wo ich leider nur den letzten Song sehen konnte.


Ein weitere neuer Name sind Friends of the Family (nicht zu verwechseln mit Family of the year). Die zehnköpfige Band aus Rotterdam fand sich zu einem Folkkollektiv zusammen, da es zusammen mit Freunden doch einfach schöner ist als alleine. Letztes Jahr erschien ihr erstes Album, die Band tourt ständig. für Fans von Admiral Fallow, The Head and the heart etc.



The Royal Foundry war für mich auch eine Festivalentdeckung, da ich sie bisher nicht kannte. Dabei handelt es sich um ein Ehepaar, wie auf bandcamp steht, lernten sie sich auf dem Konzert von Jared kennen, Beth war eigentlich Fotografin, und nun machen sie zusammen Musik.



Und nicht zuletzt freue ich mich auch auf Abby. Eine der wenigen wirklich guten deutschen Indiebands. Sie leben in Berlin, haben inzwischen zwei Alben veröffentlicht und erfreuen sich zunehmender Bekanntheit. Es kommt ja selten genug vor, dass wir hier gute Bands hervorbringen, die auf Englisch singen. Dafür müssen sie schon auf internationalem Niveau mithalten können und das schaffen Abby locker. Ihr zweites Album sei experimenteller las ich gerade im Pressetext. Ja, für meinen Geschmack teilweise zu experimentell, aber wer diese Art von Indiepop mit Elektro-Einschlag mag, aber nicht diesen Mainstream-Elektro, sondern den düsteren anspruchsvolleren eben experimentellen, der ist bei Abby genau richtig.




Demnächst werde ich hier noch meinen Zeitplan für das Festival präsentieren. Eine Playlist auf Spotify habe ich auch erstellt. Da findet ihr alle meine Empfehlungen für das Festival, immer aktualisiert.

Freitag, 11. September 2015

Septembersoundtrack #1


Lou Barlow - Brace The Wave

Lou Barlow - Brace The Wave (Official Video) von domino

Jonas David - Fly by


Den Song Fly by wird es auf dem kommenden Tour of Tours-Album geben, man solle sich dabei fühlen, als würde man mit Glitter werfen, während man im Pyjama zwischen alte Pokemon-Spielzeugen tanzt und dann traurig wird, weil sich Justin Bieber nie für einen interessieren wird, schreibt David auf Facebook (frei übersetzt). Na ja, so fühle ich mich dabei zwar nicht, aber es ist auf jedenfall ein sehr fröhlicher Song für ihn.


King Raam

King Raam - Closing Credits (Official Music Video) from King Raam on Vimeo.

Leo Stannard - 19




The Lake poets - your face




Jami N commons - Marathon



Der Song ist nicht neu, erschien schon 2013 auf einem Game-Soundtrack. Hoffentlich folgt da bald ein Album.

Festivalentdeckungen#6

Da es auf dem Reepberbahn Festival viele noch recht unbekannte Bands gibt, über die man noch nicht viel herausfindet, hier einige weiteren Tipps zusammengefasst:

Young Benjamins, stammen aus Kanada, machen einen Folk-Indie-Mix und tja sonst weiß man noch nicht viel. Aber das ändert sich sicher bald.
Zu sehen am 25.




Eli Paperboy Reed

Weiße Soulmusiker sind ja schon lange keine Seltenheit mehr. Mit Elvistolle und eingängigen Songs tritt Eli Paperboy Reed auf.




The Beach

Beim ersten Hören dachte ich, wow, das klingt groß, episch, das wird erfolgreich. Allerdings ist der Name The Beach nicht gerade glücklich, da man ihn schwer googeln kann, aber was solls. Vielleicht findet man bei der Suche The Beach, music ja bald nur noch ihn. Auf der Festival-Seite steht nur: "Viel ist über The Beach noch nicht bekannt, nur, dass er in Clapham im Süden Londons wohnt und dass er seinen Produzenten dadurch kennenlernte, indem er einen Fußball in dessen Hinterhof schoss." Auch mal eine gute Methode. Mit dieser Engelsstimme (den Jeff Buckley-Vergleich vergessen wir mal schnell wieder, der ist so abgegriffen, wie der Nick Drake-Vergleich) hat er die besten Voraussetzungen, damit man den Namen bald kennt.



Nive Nielsen

Nive ist eine Inuit aus Grönland, da man von dort nicht so oft Musik zu hören bekommt, ist sie dort anscheinend richtig bekannt. Mit ihrer Band den Deer Children macht sie Dreampop und singt auch schon mal über Rentiere.

Festivalentdeckungen#5 Sly Johnson

Da das Reepebahn Festival nicht mehr lange hin ist, möchte ich hier weiter meine Entdeckungen vorstellen, die ich unbedingt zum hingehen empfehle. Dazu gehört auch Soulsänger Sly Johnson. Nicht zu verwechseln mit Syl Johnson, einem wesentlich älteren Soulsänger. Sly war Mitglied einer beliebten Hiphop-Gruppe, Saïan Supa Crew in Frankreich. So dass er für seine Solo-Karriere reichlich Erfahrung als Songschreiber und auf der Bühne mitbringt. Er ist außerdem Beatboxer, seine Version von Come Together klingt fast nach Bobby McFerrin, und auf seinem letzten Album von 2010 hört man auch rockigere Töne. Eine gute Genremischung also, immer mit Soul dabei, die sicher eine gute Live-Show abgibt. Die neue Single Everybody Dancin' lässt darauf hoffen, dass bald auch ein neues Album erscheint, das man dann vielleicht schon zu hören bekommt.

Nathaniel Rateliff and the Night Sweats - Album und Tour



Nathaniel Rateliff, mit dem Namen verband man bisher Folk, Vergleiche mit Bon Iver, J. Tillman, Mumford and sons, etc. Sein Sound war immer schon etwas epischer, souliger. Jetzt setzt er komplett auf Soul und Blues mit einer ganzen Band. Wenigen Musikern gelingt so ein Genrewechsel so gut. Rateliffs Label Stax hat eine lange Soulgeschichte, sie prägten den Memphis Sound der 60er. Die Liebe zum Soul ist bei Rateliff auch nicht neu, hört man sich die ruhigeren Folkballaden wie Brakeman oder Still trying an, ist es aber doch eine große Umstellung. Umso mehr freut es einen, dass das Album sofort überzeugt und auch schon sehr erfolgreich ist. Das ist einfach guter bodenständiger Soul, der sich hinter bekannten Größen des Genre nicht verstecken muss. Bald schon kann man Shake mitsingen und man findet sich auch schnell aufgestanden und mittanzend wieder. Da kann man sich sicher auf ganz großartige Konzerte freuen. Rateliff und die Night Sewats kommen im Oktober zu uns.

Tour: 6.10. Berlin, 7.10. München, 8.10. Zürich, 10. 10. Köln, 11.10. Hamburg



Kürzlich war er bei Jimmy Fallon in der Show, was ihn sicher nochmal bekannter machen wird. Leider konnte ich das Video noch nicht finden.

Ane Brun - When I'm free


Ane Brun gehört für mich zu einer der besten Künstlerinnen weltweit und besonders Skandinaviens. Eigentlich stammt sie aus Norwegen, wohnt aber seit Jahren in Stockholm. Nachdem ich gerade ein paar Tage da war und auch direkt auswandern wollte, kann ich das sehr gut verstehen. Sie hat erst mit 21 angefangen, Musik zu machen, zwar war ihre Mutter Jazz-Musikerin, aber dennoch ist das sehr spät, umso erstaunlicher, dass sie es in wenigen Jahren geschafft hat, sich eine Karriere aufzubauen. In Schweden musste sie keine Angst vor Arbeitslosigkeit haben, der Wohlfahrtsstaat ermöglicht es anscheinend, dass junge Leute ihre Träume verwirklichen können. Abgesehen von ihrem Rarities-Album ist dies das erste nach vier Jahren. Nach einer längeren Krankheit hat sie eine Pause eingelegt und nun hat sie sich mal wieder neu erfunden mit When I'm free. Inspiriert von den 80ern, da war ich erstmal skeptisch, sind die 80er so gar nicht meine Musik. Aber die Sorge war unbegründet, Ane Brun kann gar keine schlechte Musik machen. Man hört die Inspriation höchstens in der Single Shape of a heart heraus. Ein Song, der ähnlich wie Do you remember auf dem letzten Album heraussticht. Insgesamt ist das Album weniger melancholisch, weniger introvertert und poppiger, vielleicht auch eingängiger. "Ich bin frei", frei hoffnungsvolle Musik zu machen, frei sich neu zu erfinden, frei von Genregrenzen, alles zu machen, was sie möchte. Mit einem eigenen unabhängigen Label war das Ane Brun schon immer wichtig. Nothing can hold me back singt sie auf You lit my fire, eine femininistische Hymne. Das hört man dem ganzen Album, jedem Song an. Es gibt aber natürlich auch wieder gefühlvolle ruhigere Songs wie All we want is love. Eine ebenfalls hoffnungsvolle Hymne auf die Liebe. Mit einer anderen Sängerin, hätte das Lied wohl zu kitschig geklungen, aber es ist gerade Ane Bruns Stimme, die immer wieder mit Kate Bush verglichen wird, aber für mich wesentlich angenehmer klingt, die ihre Musik diesen ganz eigenen Klang verleiht. Nicht, dass sie es nötig hätte, aber mit I'm free beweist Ane Brun mal wieder, dass sie eine der besten ist.