Samstag, 1. Februar 2014

Peaky Blinders

Die historischen Mini-Serien, die die BBC im Moment produziert überbieten sich geradezu an Qualität. Eins der neuesten Beispiele ist Peaky Blinders. Eine Gangsta-Saga, die um 1920 in Birmingham spielt.
Eine Gang mit dem Namen Peaky Blidners gab es tatsächlich, ihr Markenzeichen waren die Rasierklingen, die sie in ihre Mützen einnähten und mit denen sie im Kampf ihren Gegnern die Augen zerschnitten. Alles andere ist wohl frei erfunden. Das besondere an der Serie ist, dass die Gangster die Hauptfiguren sind, ähnlich wie in Sopranos oder Broadwalk Empire. Die Shelby-Familie lebt allerdings in einem Elendsviertel in Birmingham, dort haben sie das Sagen. Wenn ihr Oberhaupt Thomas Shelby (Cillian Murphy) mit seinem Rappen durch die Straßen reitet, wird ihm sofort Platz gemacht. Will er etwas haben, nimmt er es sich einfach. Doch es gibt auch noch andere Gangsterbanden, und diese haben das Monopol über die Pferdewetten, die Thomas manipulieren will.
Es ist aber nicht nur eine Serie über Bandenkriege, es ist vor allem auch die Geschichte von jungen Männern, in denen erste Weltkrieg tiefe Wunden hinterlassen hat. Thomas wird immer wieder von Flashbacks von einem Tunnelkampf heimgesucht und sein Kamerad ist so in seinem Trauma gefangen, dass er auch schon mal die Einrichtung einer Kneipe zerstört, weil er meint sich gegen Feinde verteidigen zu müssen. Der Krieg hat sie alle verändert und die Frauen, die während der Abwesenheit der Männer das Sagen hatten, geben ihre Macht nur ungern wieder auf. Vor allem Tante Polly, das älteste Familienmitglied. Aber auch Thomas Schwester Ada lässt sich von ihm nicht mehr viel sagen. Sie hat sich in einen Kommunisten verliebt. Freddie Thorne (genial gespielt von Iddo Goldberg) hält glühende Reden vor Arbeitern und ruft zum Streik auf. Doch mit Kommunisten wird in dieser Zeit kurzer Prozess gemacht, die Polizei ist ebenso korrupt wie die Gangster selbst, auf ein funktionierendes Rechtssystem ist nicht zu hoffen.
Als ein Inspektor den Verbleib von verschwundenen Waffen aufklären soll, hat er schnell die Peaky Blinders in Verdacht. Die Waffen sollen auf keinen Fall in die Hände der Kommunisten oder der IRA geraten. Thomas glaubt, er könnte mit dem gnadenlosen Inspektor Campbell einen Deal machen, aber er ahnt nicht, zu welchen Mitteln Campbell fähig ist.

Eine der interessantesten Figuren ist außerdem Grace, eine junge Frau, die sich in der Stammkneipe der Shelbys als Barfrau vorstellt und vom Besitzer zunächst als zu schön weggeschickt wird. Doch Grace ist hartnäckig, bekommt den Job und bald auch die Aufmerksamkeit von Thomas.
Thomas selbst ist eine zerrissene Figur. Gezeichnet vom Krieg, hart gegenüber seiner Familie, gewaltbereit, intelligent und doch irgendwie liebenswert. Was die Serie so sehenswert macht sind - neben dem hervorragenden Design, es wurden ganze Straßenzüge schwarz gestrichen, um den schmutzigen Briminghamstil zu erzeugen - vor allem die heraussragenden schauspielerischen Leistungen. Es gibt keine Figur, die nicht überzeugt. Vor allem die unbekannte Annabelle Wallis als Graceist eine Entdeckung. Und Cilllian Murphy dürfte hier eine seiner besten Performances vorlegen. Mit seinen eisblauen Augen und der feminien Schöhnheit verkörpert er perfekt Thomas' geheimnisvollen unnahbaren Charakter. Auch Sam Neill als Inspektor, der mit allen Mitteln seine Ziele durchsetzt war eine Überraschung.
Neben dem Setdesign ist auch die auf Spielfilmniveau angesiedelte Kameraarbeit und der gute Schnitt erwähnenswert. Habe ich mich bei Broadwalk Empire durch die Folgen gequält und darauf gewartet, dass endlich etwas passiert, kommt bei dieser in schnellem Tempo erzählten Miniserie keine Langeweile auf. Die Beziehungen zwischen den Figuren und die Verwicklung mit den Waffen und dem Inspektor sorgen für reichlich Spannung.
Nicht zu vergessen ist der geniale Soundtrack der Serie. Mit aktuellen Rocktiteln von Nick Cave und den White Stripes werden die Kampfszenen perfekt untermalt.
Derzeit arbeitet der Autor der Serie Steven Knight an der zweiten Staffel. Merkwürdigerweise hat die Serie bisher noch wenige Kritiken und Aufmerksamkeit erhalten. Dabei ist sie eine der besten Serien, die ich in letzter Zeit gesehen habe.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen