Donnerstag, 30. Juli 2015

Axel Flovent - Forest Fires EP



Ich habe gerade Mühe zu rekonstruieren, wie ich auf Axel Flovent aufmerksam wurde, viel findet man nämlich noch nicht über ihn. Der 19-jährige Isländer legt mit Forest Fires bereits seine zweite EP vor. Vier wunderbar verträumte Songs finden sich darauf. Irgendwo zwischen Sigur Ros und S. Carey. Eine hohe klare Stimme gepaart mit melancholischen Melodien, die sich in komplexem Arrangement entfalten. Bei den isländischen Musikern meint man immer zu hören, wie die Landschaft die Musik beeinflusst, man schließt die Augen und auch wenn man noch nie in Island war, sieht man diese magische Landschaft dort sofort vor sich. Definitiv ein Talent, das man beobachten sollte.

Donnerstag, 23. Juli 2015

The 100 Serienkritik

Die Serie The 100 läuft gerade im deutschen Fernsehen, aber auf Englisch ist die DVD schon erschienen, da ich ja immer lieber im Original gucke, musste das natürlich sein.
Ich bin schon seit einer Weile Fan der Serie. Als ich angefangen habe sie zu sehen, hatte ich keine großen Erwartungen. Die Prämisse, dass nach einem Atomkrieg, der die Erde unbewohnbar gemacht hat, 100 Teenager von einer Raumstation aus zurück auf die Erde geschickt werden, klang nach Teenidrama und nach den bekannten Dystopien. Die ersten Folgen spielen noch auf dem Raumschiff, auf dem strenge Regeln herrschen. Nur das kleinste Vergehen wird mit dem Tod bestraft. Es gibt nicht mehr genug zu Essen für alle, die Menschen lehnen sich gegen die Regierung auf, die aus einem gewählten Rat besteht, aber eher einer Diktatur gleicht. Also werden 100 Teenager aus dem Gefängnis der Raumstation heraus auf die Erde geschickt, um zu gucken, ob sie bewohnbar ist. Tatsächlich habe ich bei den ersten Folgen öfter die Augen verdreht. Die sind gerade mitten in der Wildins, das erste Mal in ihrem Leben auf der Erde, müssen allein zurecht kommen, aber das Make-up der Mädels sitzt perfekt? Und wieso haben die auf der Raumstation genug Platz für Nagellack für 100 Jahre, aber nicht für Essen? Das sind Sachen, die man in fast jeder Serie oder Film sieht und mich immer extrem ärgern, weil ich das nicht ernst nehmen kann. Aber zum Glück legte sich das mit der Zeit, und das Make-up wurde weniger und Eliza Taylor (Clarke) hat einfach von Natur aus solche Wimpern.
Als die Jugendlichen, von denen einige schon auf der Raumstation schwerere Verbrechen begangen haben, nun allein sind, entwickelt sich ein "Herr der Fliegen"-Plot. Einige wollen Anarchie, während die Hauptfigur, Clark für Regeln eintritt. Pikant ist, dass Clarkes Vater vom Regierungschef Jaha getötet wurde, ihr Mutter aber ebenfalls im Rat war. Clark ist eine junge Frau, die ein wenig verwöhnt wurde, aber auch schon viel Tragisches erlebt hat. Zu Beginn wirkten viele der Figuren ein wenig klischeehaft. Der fiese Murphy, der der die anderen hintergeht, die freche Octavia, die sich ihre Leben lang verstecken musste, weil auf dem Raumschiff nur ein Kind pro Paar gestattet war und sie als zweites Kind geboren wurde. Ihre Entwicklung von der kleinen Schwester zur Kriegerin war mit am spannendsten. Dritte Hauptfigur ist Bellamy, der seine Schwester beschützen will, und sich Clarke in den Weg stellt, aber immer mehr zum Helden wird.
Zum Glück entwickelt sich die Serie schnell vom "Herr der Fliegen"-Plot weg. Es ist schwer mehr darüber zu sagen, ohne zu spoilern, also ab hier nicht weiterlesen, wenn ihr keine Spoiler wollt.

Denn es stellt sich schnell heraus, dass die 100 Teens gar nicht allein auf der Erde sind. Es gibt Überlebende, die sie "Grounders" nennen, sie haben sich in einer Art Stammeskultur organisiert, wie Urmenschen kleiden sie sich in Felle und benutzen Speere als Waffen. Und sie sind den 100 einiges voraus, was das Überleben angeht. Die Grounders sind den Menschen aus der Raumstation nicht gerade freundlich gesinnt und so müssen die Teens sich ganz schnell organisieren um eine Chance im Krieg zu haben, der durch Missverständnisse entsteht. Dabei und auch später müssen Clarke und Bellamy immer wieder moralisch sehr schwierige Probleme bewältigen, sie müssen Entscheidungen fällen, die sie in den Augen der Zuschauer nicht immer sympathisch erscheinen lassen. Das war für mich auch das Interessante an der Serie. Der Zuschauer bekommt durchaus die Ambiguität der Situation verdeutlicht. Die Kriegshandlungen werden nicht verherrlicht, man kann andere Meinungen vertreten als die Figuren. Es wird klar, dass alles vom Standpunkt abhängt. So lernt man auch einen der Grounder näher kennen, und merkt, es sind genauso normale Menschen, und keine Monster. Eigentlich sind die 100 diejenigen, die in ihr Territorium eindringen und den Krieg auslösen.

Dass die Serie ab 18 ist, hat seine Berechtigung, besonders später gibt es einige sehr brutale Szenen. Daher war es auch gut, dass das Teeniedrama nicht so lange anhält, denn für jüngere Jugendliche ist die Serie nicht geeignet. Auch für ältere Zuschauer gibt es jedoch Identifikationsfiguren. Clarkes Mutter war für mich auch eine der interessantesten. Sie muss sich immer wieder dem sturen Jaha und dem zweiten Regierungschef entgegen stellen.
Alle Figuren machen im Laufe der Handlung eine enorme Entwicklung durch, viele werden zum Gegenteil ihrer anfänglichen Persönlichkeit. Das war eine spannende Idee, die meistens glaubwürdig umgesetzt wurde. Nur bei Finn und Clarke habe ich die Entwicklung manchmal nicht ganz nachvollziehen können.
Die Serie ist außerdem sehr spannend, mit vielen überraschenden Wendungen, viel Action, aufwändig produziert, und visuell ansprechend. Wenn man über das manchmal lächerliche Make-up hinwegsieht, und darüber, dass alle Schauspieler natürlich bestens aussehen. Da hätten sie mit ein bisschen mehr Mut im Casting für ein authentischeres Gefühl sorgen können. Alle jungen Schauspieler, die vorher eher unbekannt waren, spielen gut, aber nicht herausragend. Da sticht vor allem Isaiah Washington als Jaha positiv hervor.
Es lohnt sich bei der Serie dran zu bleiben, da sie sich immer mehr steigert. Auch in der zweiten Staffel gibt es einige Überraschungen. Da eine Buchreihe von Kass Morgan als Vorlage diente, kann man da schon weiterlesen, wenn man nicht so lange warten will. Aber da gibt es wohl einige Abweichungen in der Handlung.
Die erwähnten moralischen Fragen heben die Serie über das Niveau von anderen mit ähnlichem Setting. Es wird immer mehr deutlich, dass es einen Bogen in der Handlung gibt, der über dem Plot steht. Die Erde wurde im dritten Weltkrieg mit Atombomben zerstört, jetzt ist das erste, was die Menschen tun, als sie die Erde wieder betreten, einen neuen Krieg anzufangen. Man fragt sich schon, ob sie gar nichts gelernt haben in ihrer Raumstation. Die Serie zeigt, wie im Krieg alle Täter und Opfer sind, wie er aus den Teens teils traumatisierte, teils starke Menschen macht, die Entscheidungen treffen müssen, denen sie niemals gerecht werden können. Ob sie dabei zu Helden oder Monstern werden, muss der Zuschauer selbst entscheiden.

Mittwoch, 22. Juli 2015

Admiral Fallow - Boots met my face


Admiral Fallows neues Album habe ich bisher bestimmt über zehn Mal angehört. Seit langem habe ich kein Album mehr gefunden, das mich auf anhieb und durchgehend so überzeugt hat. Vorher waren Admiral Fallow immer ein Name, von dem ich wusste, dass sie recht bekannt sind und dass man sie kennen sollte, viel habe ich mit ihnen aber nicht verbunden, die bisherigen Sachen waren für mich immer ganz nett, aber hatten kein Potential um zu Lieblingssongs zu werden. Das hat sich mit boots met my face geändert. Die Schotten haben es vollbracht ein Album aufzunehmen, auf dem es keine Ausfälle gibt, zwischen Folk und Indie hört man deutlich die Herkunft der Band. Die etwas rauere Stimme des Leadsängers wechselt mit lieblicherem weiblichem Gesang, ruhigere Balladen mit schnelleren Rhythmen, Geige mit Gitarre, mit gelegentlichen Einspielen von Cello, Querflöte oder Klarinette. So erzeugen sie einen dichten Sound, komplexer als der von Mumford and Sons, aber dennoch eingängig. So hat man von "You are like gasoline", dem Chorus aus Dead against smoking schon bald einen Ohrwurm. Nach dem zehnten Hören klingt die Stimme Louis Abbots etwas repetetiv, die ruhigeren zurückgenommeren Songs mit feineren Melodien wie Old Balloons und Delivered sind es dann, die das ausgleichen und Album wirklich gut machen.

Tour: 16.9. Berlin, 17.9. Hamburg, 21.9. Köln, 22.9. München, 23.9. Zürich




Green Man Session 020 // Admiral Fallow - Dead Against Smoking from Green Man on Vimeo.

Hein Cooper - Festivalentdeckung #1


©Yani Clarke


Der australische Songwriter veröffentlichte seine erste EP schon im März, mir fiel er erst jetzt auf, da er beim Reeperbahn-Festival auftritt. Vor zwei Jahren vom Label von Half Moon Run in einer Bar entdeckt, hat Cooper sich Zeit gelassen, seine Songs aufzunehmen. Er erinnert ein wenig an Lewis Watson oder Tom Odell, mit einem melancholischeren Ton. Keine schlechten Voraussetzungen, um demnächst groß rauszukommen. Für mich ist Hein Cooper einer der Kandidaten, von denen man dieses oder nächstes Jahr noch sehr viel hören wird. Allzu viel findet man noch nicht über ihn heraus, aber dass er ein wenig an Schauspieler Chris Zylka  erinnert, schadet da sicher auch nicht.



In Deutschland stehen bald einige Konzerte von ihm an:
Jul 31 Burning Eagle Festival Reutlingen
Aug 01 Sound of the forest Driedorf
Aug 02 Haldern Pop Bar Haldern
Sep 24 Reeperbahn Festival Hamburg
Sep 27 Das Höchste Der Gefühle Dortmund

Donnerstag, 16. Juli 2015

Neuer Twitter-Account: A good song a day

Ich habe mir einen neuen Twitter-Account eingerichtet, wo ihr mir folgen könnt, neben dem normalen. A good song a day. Da werde ich jeden Tag einen guten Song posten, einen neuen, der mir gerade auffällt oder einfach den schönsten, den mir die Zufallsschleife auf spotify gerade spielt oder einen alten Lieblingssong. Auf jeden Fall garantiert nur gute Musik. Jetzt muss ich nur noch rausfinden, wie man Twitterposts gut timen kann.
Hier könnt ihr mir folgen.

Julisoundtrack#1

Ja ich gebe zu, ich habe ein paar Mal the voice gesehen, die englische Version gefällt mir da zwar besser, aber bei der deutschen gab es eine Sängerin, die mich ganz verzaubert hat. Thorunn Egilsdottir, die Frau aus Island, die sich mystisch bemalt und eine feengleiche Stimme besitzt. So heißt ihre Band auch When airy met fairy. Bisher erschien eine EP, vielleicht bald ein Album?
Der Song Intoxicated ist zwar nicht neu, wurde mir aber gerade von spotify neu vorgestellt, und hat mich gleich wieder ganz für Thorunn eingenommen.



Netter Sommerdreampopsong von Summer Heart.



Charlotte OC, eine Stimme zwischen Florence Welch und Lana del Ray. Wenn das keine guten Erfolgsaussichten sind, weiß ich auch nicht. Das wird sicherlich bald überall im Radio laufen.


Bezaubernde Stimme, die Jenny O. Da warte ich gespannt auf das neue Album.



Mittwoch, 8. Juli 2015

Emilie Nicolas - Like I'm a warrior



Emilia Nicolas' Trak Grown Up, diese Hymne an eine glückliche norwegische Kindheit, kam ziemlich aus dem Nichts. Dazu ein Video mit alten Super8-Aufnahmen ihrer Familie, Kinder, die damals noch nackt spielen durften, glückliche Momente in Retro-Optik. Dazu diese hypnotische Stimme, der Text, "you don't need to held my hand I am gronw up". Man verbindet damit automatisch eigene Erinnerungen, an den Schweden-Urlaub, etwas nostalgisch gerührt denkt man daran, wie schön das damals war, in den 80ern aufzuwachsen. Aber vor allem ist es der Gesang, der einen einlullt, immer mit dieser gewissen Melancholige darin, dann der gleichförmige Beat, der sich mit dem scheppernden Retro-Sound und den getragenen Piano-Tönen vermischt. Für mich einfach der Sommerhit 2015, der ein wenig an Lana Del Reys Video Games erinnert von der Stimmung her. Ich habe Grown up in den letzten Wochen immer wieder in Dauerschleife gehört. Da hatte ich natürlich hohe Erwartungen an das Album.
Aber Emilie Nicolas, die mit ihren 28 auch genau meine Generation ist, und mit Grown up vielleicht auch deshalb bei mir einen Nerv trifft, entwickelt sich eher in Richtung Elektor-House. Das ist so gar nicht mein Stil. Daher kann ich dazu auch nicht viel intelligentes sagen, außer dass das schon sehr nach Mainsteam klingt, vor allem ihr Coversong Pstereo. Das macht sich bestimmt gut in Remixes, und im Radio. Meinen Geschmack trifft es nicht. Ich mag Nicolas' Stimme lieber ohne zu viel Ablenkung drum herum.





PSTEREO I Emilie Nicolas from Emile Rafael on Vimeo.

Sonntag, 5. Juli 2015

Das war die Altonale Popnacht

Wooden Arms
Irgendwas muss ich falsch gemacht haben, da ich trotz der tausend Mails die ich bekomme erst zwei Tage vorher etwas von der Altonale Popnacht mitbekommen haben. Na immerhin ist mir noch rechtzeitig aufgefallen, dass da einige Bands spielten, die ich unbedingt sehen wollte.
So machte ich mich letzten Samstagabend auf nach Altona, wo gerade zwei Wochen lang ein breites Kulturprogramm aufgefahren wird. Bisher war ich aber immer nur bei den kostenlosen Veranstaltungen gewesen. 18 Euro kann man für so viele Bands an einem Abend aber schon mal ausgeben. Zum Glück gab es noch Karten und der Stand mit den Bändchen war auch nicht überfüllt. Nachdem ich erstmal die nahe dem Altona Rahthaus (und darin) gelegenen Festivallocations ausgekundschaftet und mir die ersten Bands ansah, ging es dann zu den mit Vorfreude erwarteten Wooden Arms. Schon beim letzten Konzert in der St. Pauli Kirche überzeugten sie mit Klavier, Geige, Trommeln, Trompete und Gesang. Diesmal stand jedoch nicht der Ansager im Vordergrund, da das Klavier etwas abseits gestellt war, sondern Gitarre und Geige. Besonders das Geigenspiel des einzigen weiblichen Mitglieds der Band erzeugte wunderbare Momente, die Atmosphäre der St. Christianskirche passte perfekt dazu. Teilweise ist mit der Klang der Band etwas zu pompös bzw. zu sehr eine Vermischung der Instrumente, die alle gleichzeitig ertönen, so dass man dann keine Melodie mehr erkennt. Der Gesang des engelsgesichtigen Gitarristen/Trompetenspielers war meiner Begleitung zu schmalzig. Aber manchmal ist so ein bisschen Kitsch doch auch ganz schön
Um möglichst viel zu sehen, gingen wir zwischendurch in den Gemeindesaal der St. Petrkirche, ein Pluspunkt dieses Minifestivals, dass man überall innerhalb von fünf Minuten hinfindet. Dieser Saal hatte mit den Papierlampions und der kleinen Bühne allerdings viel von einer Konfirmanden- oder Schülerfeier, so dass bei mir trotz teilweiser bekannter Namen (Town of Saints) keine rechte Stimmung aufkam.
Dann gingen wir lieber zu The Lake Poets hinüber. Die "Band" besteht nur aus einem Mann, der mit seiner Gitarre und Stimme aber den kleinen überfüllten Saal verzaubterte. Ich habe Lake Poets EP hier schon vorgestellt und Ajimal live gesehen, mit dem er zusammen gearbeitet hat. Lake Poets Stücke sind sehr emotional und vielleicht manchmal gar etwas rührselig, aber durch seine warme Stimmfarbe, und den ehrlichen Vortrag, spürt man, dass das keineswegs aufgesetzt ist.
Ich würde ihn gerne noch einmal zusammen mit Ajimal oder anderen auf der Bühne sehen.


Popnacht 2015©Asmus Henkel-115
 Kat Frankie in der Christianskirche Popnacht2015©Asmus Henkel-115



















































Nach kleineren Enttäuschungen aber wenigstens etwas tanzbarerer Musik auf dem Platz im Rathaus und dem Unterstellen bei einem kleinen Schauer, war das Highlight dann Kat Frankie in der Kirche. Sie war für mich auch der Hauptgrund zum Festival zu gehen, obwohl ich bisher noch nicht viel von ihr gehört habe. Das habe ich definitiv nicht bereut. Kat Frankie hat mich ziemlich beeindruckt, wie sie lässig professionell das Konzert allein bestritt. Zunächst dachte ich, sie wäre so ein unnahbarerer Künstler, da sie die ersten beiden Songs nichts zum Publikum sagte, aber dann wurde sie immer lockerer und erzählte Anekdoten zu jedem Song. Sie hätte gerade das erste Mal Stagediving gemacht, in der Roten Flora. Frankie kommt aus Australien, lebt aber schon lange in Berlin. Das Leben da ist deutlich günstiger und anregender für Künstler, und Frankie hat sich hier einen Namen gemacht. Sie wechselte zwischen Klavier und-Gitarrenbegleitung und was mich am meisten beeindruckte, Loop-Aufnahmen nur mit ihrer Stimme. Den Rhyhtmus klopfte sie auf das Mikro. Ich fand diese Loop-Methode schon immer faszinierend und Frankie beherrscht sie perfekt, sie erzeugt Rhythmen und Klangteppiche, über die sie singt, als wäre es das einfachste der Welt. Aber wahrscheinlich ist das einfach jahrelange Übung. Man merkte in jedem Moment, wie erfahren sie auf der Bühne ist, aber dennoch spürte man, wie viel Spaß sie dabei hatte. Kat Frankie Konzerte kann ich hiernach nur jedem empfehlen.
Fazit: die Altonale Popnacht ist ein kleines charmantes Festival, das sich macht. Es gibt noch Verbesserungspotential, was die Bandauswahl betrifft, aber für den Preis kann man das auf jeden Fall wieder machen.

Freitag, 3. Juli 2015

Die Curseworker-Reihe von Holly Black

Buchvorstellungen habe ich hier ziemlich vernachlässigt, auch weil ich hier nur Bücher besprechen wollte, die mir wirklich gut gefallen, und da finde ich leider selten welche. Insbesondere bei Fantasy-Jugendbüchern ist es schwer, etwas Originelles zu finden. Aber Holly Black ist mit ihrer Curse-Worker Reihe gelungen, bekannte Elemente zu einer einzigartigen Mischung zusammenzusetzen.
Im ersten Band, auf Deutsch, Weißer Fluch, geht es um eine Welt, die unserer gleicht, bis auf die Tatsache, dass einige Menschen magisch begabt sind, durch die Berührung mit der Hand können sie ihre Begabungen bzw. Fluchmagie von Gefühlsmanipulation bis hin zu todbringendem Zauber wirken. Jeder Zauber fordert dabei von seinem "Werker" einen Preis. Ein sogenannter Todeswerker verliert wenn er jemanden tötet schon mal einen Finger. Doch der Protagonit, Cassel Sharpe, ist der einzige seiner Familie, der überhaupt keine Fluchmagie beherrscht. Er will eigentlich nur in Ruhe die Schule beenden, aber er entstammt einer Gangsterfamilie, die ihn gewissenlos in ihre Machenschaften hineinzieht. Seine Mutter, eine Glückswerkerin, scheut nicht davor zurück, reiche Männer zu manipulieren, um sie auszunehmen, und seine älteren Brüder haben sich mit der skrupellosen Gangsterclan, den Zacharovs angelegt. Früher war Lila Zacharov Cassels beste Freundin, er war immer etwas verliebt in die kühle unnahbare Tochter des Gangsterbosses. Aber dann ist etwas schreckliches passiert. Cassel hat Lila getötet und er hat keine Ahnung warum, denn er erinnert sich an nichts ...
Der Plot wartet mit einigen überraschenden Wendungen auf und fesselt von den ersten Seiten an. Cassel ist ein schnoddriger pubertierender Erzähler, wie ich sie liebe. Ich bin ein Fan von Ich-Perspektiven solcher Figuren. Er denkt sich die abstrusesten Pläne aus, (Cons) und man will ihn öfter mal schütteln, dabei ist er aber auch so liebenswert. (In einer Rezension wurde er als "adorible little idiot" bezeichnet. Das passt perfekt.) Man kann sich ganz in Cassel hineinversetzen und in seinem Kampf, die Wahrheit herauszufinden. Auch die Nebenfiguren sind plastisch gestaltet und entfalten Tiefe, seien es Cassels Freunde aus dem Internat, seine Brüder oder seine durchgeknallte Mutter. Man erinnert sich auch nach längerer Zeit nach dem Lesen noch an alle Figuren und ich könnte mir die Reihe sehr gut verfilmt vorstellen.
Das Magiesystem ist ebenfalls überzeugend, oft werden in Urban Fantasy-Romanen lediglich alte Mythen über Elfen oder Vampire herangezogen, das braucht Holly Black hier nicht (auch wenn sie bereits einige Elfenromane geschrieben hat). Die Idee, dass alle Menschen stets Handschuhe tragen, dass es gar als anzüglich gilt, sich die Handschuhe auszuziehen, weil man dann nie weiß, wer einen durch eine Berührung verfluchen könnte, ist sehr originell und gut durchdacht. Auch dass Magie ihren Preis hat, wird häufig vernachlässigt, dabei finde ich es so viel spannender, als einen Helden, der endlose Macht zur Verfügung hat.
Es ist kaum möglich mehr über die Folgebände zu  sagen, ohne zu viel zu verraten. Ich kann nur sagen, dass mir Band 2, Roter Zauber fast noch besser gefallen hat, als der erste. Cassel entwickelt sich weiter und es bleibt spannend. Der dritte Band, Schwarzes Herz, bildet einen schönen Abschluss, wobei mir das Ende dann fast etwas zu aufgesetzt wirkte. Aber das konnte ich verschmerzen. Denn so eine gelungen Urban-Fantasy-Reihe für Jugendliche habe ich selten gelesen.
Holly Black gehört zu den Autoren um Cassandra Clare, Sarah Reese Brennan und Maggie Stiefvater, die Jugendliche so zeigen, wie sie sind, sie dürfen Alkohol trinken, rauchen, fluchen, Sex haben, ... und die Bücher benhalten einige Gewaltdarstellungen, daher würde ich sie auch für Leser ab 14 empfehlen. Aber gerade das macht sie für ältere Leser auch umso reicher. Ich wünsche mir manchmal, mehr Holly Blacks, denn sie zeigt, dass man damit erfolgreich sein kann. Hier ist der Hype noch nicht ganz angekommen, nur ihre Spiderwick-Reihe für Kinder kennen viele. Vielleicht ändert sich das ja jetzt durch ihre Zusammenarbeit mit Cassandra Clare an Magisterium. Aber mir persönlich gefällt sie immer noch pur am besten, wenn sie düstere und authentische Jugendliche beschreibt.