Sonntag, 5. Juli 2015

Das war die Altonale Popnacht

Wooden Arms
Irgendwas muss ich falsch gemacht haben, da ich trotz der tausend Mails die ich bekomme erst zwei Tage vorher etwas von der Altonale Popnacht mitbekommen haben. Na immerhin ist mir noch rechtzeitig aufgefallen, dass da einige Bands spielten, die ich unbedingt sehen wollte.
So machte ich mich letzten Samstagabend auf nach Altona, wo gerade zwei Wochen lang ein breites Kulturprogramm aufgefahren wird. Bisher war ich aber immer nur bei den kostenlosen Veranstaltungen gewesen. 18 Euro kann man für so viele Bands an einem Abend aber schon mal ausgeben. Zum Glück gab es noch Karten und der Stand mit den Bändchen war auch nicht überfüllt. Nachdem ich erstmal die nahe dem Altona Rahthaus (und darin) gelegenen Festivallocations ausgekundschaftet und mir die ersten Bands ansah, ging es dann zu den mit Vorfreude erwarteten Wooden Arms. Schon beim letzten Konzert in der St. Pauli Kirche überzeugten sie mit Klavier, Geige, Trommeln, Trompete und Gesang. Diesmal stand jedoch nicht der Ansager im Vordergrund, da das Klavier etwas abseits gestellt war, sondern Gitarre und Geige. Besonders das Geigenspiel des einzigen weiblichen Mitglieds der Band erzeugte wunderbare Momente, die Atmosphäre der St. Christianskirche passte perfekt dazu. Teilweise ist mit der Klang der Band etwas zu pompös bzw. zu sehr eine Vermischung der Instrumente, die alle gleichzeitig ertönen, so dass man dann keine Melodie mehr erkennt. Der Gesang des engelsgesichtigen Gitarristen/Trompetenspielers war meiner Begleitung zu schmalzig. Aber manchmal ist so ein bisschen Kitsch doch auch ganz schön
Um möglichst viel zu sehen, gingen wir zwischendurch in den Gemeindesaal der St. Petrkirche, ein Pluspunkt dieses Minifestivals, dass man überall innerhalb von fünf Minuten hinfindet. Dieser Saal hatte mit den Papierlampions und der kleinen Bühne allerdings viel von einer Konfirmanden- oder Schülerfeier, so dass bei mir trotz teilweiser bekannter Namen (Town of Saints) keine rechte Stimmung aufkam.
Dann gingen wir lieber zu The Lake Poets hinüber. Die "Band" besteht nur aus einem Mann, der mit seiner Gitarre und Stimme aber den kleinen überfüllten Saal verzaubterte. Ich habe Lake Poets EP hier schon vorgestellt und Ajimal live gesehen, mit dem er zusammen gearbeitet hat. Lake Poets Stücke sind sehr emotional und vielleicht manchmal gar etwas rührselig, aber durch seine warme Stimmfarbe, und den ehrlichen Vortrag, spürt man, dass das keineswegs aufgesetzt ist.
Ich würde ihn gerne noch einmal zusammen mit Ajimal oder anderen auf der Bühne sehen.


Popnacht 2015©Asmus Henkel-115
 Kat Frankie in der Christianskirche Popnacht2015©Asmus Henkel-115



















































Nach kleineren Enttäuschungen aber wenigstens etwas tanzbarerer Musik auf dem Platz im Rathaus und dem Unterstellen bei einem kleinen Schauer, war das Highlight dann Kat Frankie in der Kirche. Sie war für mich auch der Hauptgrund zum Festival zu gehen, obwohl ich bisher noch nicht viel von ihr gehört habe. Das habe ich definitiv nicht bereut. Kat Frankie hat mich ziemlich beeindruckt, wie sie lässig professionell das Konzert allein bestritt. Zunächst dachte ich, sie wäre so ein unnahbarerer Künstler, da sie die ersten beiden Songs nichts zum Publikum sagte, aber dann wurde sie immer lockerer und erzählte Anekdoten zu jedem Song. Sie hätte gerade das erste Mal Stagediving gemacht, in der Roten Flora. Frankie kommt aus Australien, lebt aber schon lange in Berlin. Das Leben da ist deutlich günstiger und anregender für Künstler, und Frankie hat sich hier einen Namen gemacht. Sie wechselte zwischen Klavier und-Gitarrenbegleitung und was mich am meisten beeindruckte, Loop-Aufnahmen nur mit ihrer Stimme. Den Rhyhtmus klopfte sie auf das Mikro. Ich fand diese Loop-Methode schon immer faszinierend und Frankie beherrscht sie perfekt, sie erzeugt Rhythmen und Klangteppiche, über die sie singt, als wäre es das einfachste der Welt. Aber wahrscheinlich ist das einfach jahrelange Übung. Man merkte in jedem Moment, wie erfahren sie auf der Bühne ist, aber dennoch spürte man, wie viel Spaß sie dabei hatte. Kat Frankie Konzerte kann ich hiernach nur jedem empfehlen.
Fazit: die Altonale Popnacht ist ein kleines charmantes Festival, das sich macht. Es gibt noch Verbesserungspotential, was die Bandauswahl betrifft, aber für den Preis kann man das auf jeden Fall wieder machen.

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