Sonntag, 26. Januar 2014

Inside Llewyn Davis


Es ist schon an die zwei Wochen her, dass ich den Film Inside Llewyn Davis gesehen habe. Und  obwohl es ein Film ist, der gerade zwei Oscar-Nominierungen erhalten hat, wenn auch nur für Sound und Kamera, der schon zahlreiche andere Preise und Nominierungen erhalten hat, dazu durchgängig sehr gutes Kritikerlob, habe ich das Bedürfnis darüber zu schreiben.
Bevor ich den Film sah, wusste ich nur, dass es darin um einen Folkmusiker geht und dass er von den Coen-Brüdern ist. Ersterer war der Hauptgrund für mich, den Film anzusehen, der zweiter eher nicht. Denn ich muss gestehen, dass ich bisher keinen Film der Coen-Brüder wirklich mochte. Ich mag schwarzen Humor und Geschichten über Loser-Figuren. Aber irgendwie trifft der Coen-Humor bei mir nie meinen Geschmack. Abgesehen davon finde ich True Grit einen der schlechtesten Filme, den ich je gesehen habe. Nun jedoch, könnte ich doch noch ein Coen-Fan werden.


Im Film geht es natürlich um Llewyn Davis (Oscar Isaac), einen Folkmusiker, der verzweifelt versucht, ein wenig Erfolg zu haben. Er spielt in einem kleinen Club, das Publikum kommt höchstens, weil es ihn noch als Duo kannte. Doch nachdem sein Partner sich umgebracht hat, kommt Llewyn auf keinen grünen Zweig mehr. Nicht einmal eine Wohnung kann er sich leisten, schläft bei Bekannten, bei seiner Schwester oder seinem kauzigen Gönner. Von seinem Plattenlabel bekommt er keinen Cent und das Mädchen, das von ihm schwanger ist (genial: Carey Mulligan) will lediglich Geld für die Abtreibung von ihm. Llewyn ist für sie der absolute Loser, auch wenn sie ihn gelegentlich auf ihrer Couch schlafen lässt. Selbst ist sie erfolgreicher mit ihrem Partner Jim zusammen (wer hätte gedacht, dass Justin Timberlake so genial einen Spießer spielen kann?) macht sie gefälligen christlichen Folk. Genau das, was das Publikum hören will.
Man begleitet Llewyn dabei, wie er von einem missglückten Versuch seine Karriere in Gang zu bringen zum nächsten stolpert, und dabei den skurilsten Figuren begegnet.

Natürlich weiß man bei den Coen-Brüdern von Anfang an, dass der Film nicht mit einem Happy-End ausgeht und das ist auch genau das Interessante daran. Schließlich sind Biopics eigentlich immer Geschichten erfolgreicher prominenter Figuren, die höchstens nach dem großen Erfolg ihr Leben mit Drogen zerstören.
Als ich mich vor einer Weile mit der Geschichte des Folk beschäftigte, versuchte ich mehr oder weniger verzweifelt mehr Künstler wie Nick Drake, John Martyn oder Arlo Guthrie zu finden.


Der Film basiert lose auf der Autobiographie von Dave von Ronk ("Der König von Greenwich Village").
Es gab sie also, Musiker, die heute höchstens nur noch Spezialisten kennen, die wie Llewyn verzweifelt versucht haben ihren ernsten Folk gegen gefälligen Pop durchzusetzen. Von Ronk war jedoch ein wenig erfolgreicher als Llewyn Davis, kürzlich erschien erst eine Sammlung bisher unveröffentlichter Stücke von ihm.

Zu Beginn des Films wusste ich noch nicht, dass er in den Sechzigern spielt und abgesehen von wenigen Details, er hätte auch heute spielen können. Sehen die heutigen Hipster doch genauso aus wie damals, mit ihren Parkas und Hornbrillen. Hört man doch heute wieder genau die Musik, mit der Llewin damals scheiterte. Es würde mich nicht wundern, wenn der Soundtrack zum Film sehr erfolgreich wird. Preise hat er auch jedenfalls schon erhalten.
Was den Film auch so interessant macht ist, dass er auch einen heutigen Folkmusiker porträtieren könnte, abgesehen davon, dass der dann die Möglichkeit hätte, seine Musik ins Internet zu stellen, aber ich glaube gar nicht, dass sich das Musikerleben ansonsten so grundlegend von damals unterscheidet. Wie viele Folkmusiker gibt es heute wohl, die obwohl sie Talent haben und gute Songs schreiben, kaum bekannt sind und die bei ihren Freunden übernachten müssen, um über die Runden zu kommen? Immer wieder entdecke ich Künstler, von denen ich mir wünsche, sie würden eine ähnliche Karriere starten können wie Ben Howard oder Tom Odell. Und wie oft höre ich dann Songs im Radio wie die von Jim und Jean im Film, also Carey Mulligan und Justin Timberlake, die hier an Peter Paul & Mary erinnern sollen, und denke mir dasselbe wie bei Jim und Jean: war ja klar, dass diese seichte gefällige Musik erfolgreich wird. Man muss sagen, dass Llewins Stücke kein herausragender Folk sind (teilweise sind es alte Folksongs, teilweise Neukompositionen), seine eindringliche Stimme macht sie zu etwas Besonderem und es würde mich nicht wundern, wenn Oscar Isaac eine zweite Karriere als Musiker startet.

Das ist das Rührende an diesem Film, das ist es, was einem Llewyn trotz seiner zahlreichen Schwächen sympathisch macht. Er hat Talent, er hat diese Leidenschaft für seine Musik und er weiß, dass er gut ist. Obwohl er sich Schlafplätze und Essen zusammenschnorren muss, hält er so lange an seinem Traum fest, wie es noch irgendwie geht.
Vielleicht ist es am Ende die Geschichte von der Karriere von Oscar Isaac - der für seine Leistung für einen Golden Globe nominiert war und mit so viel Aufmerksamkeit für den Film in Zukunft sicher mehr Hauptrollen spielen darf - die schließlich einem Coen-Film doch noch ein gutes Ende veleiht.

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