Sonntag, 4. März 2012

The Saddest Music in the World

Neben all der Musik muss hier auch mal wieder reine Filmkritik kommen. Es ist ja nicht so, dass ich keine Filme gucken würde, mir fehlt aber gerade einfach die Zeit für längere Artikel.
Über diesen Film muss ich nun aber einfach etwas schreiben. Seit ich My Winnipeg gesehen habe, liebe ich Guy Maddin. Es gibt keinen anderen Regisseur, der so konsequent einen ganz eigenen unverwechselbaren Stil verfolgt, der auf den ersten Blick so gar nicht zum Rest der Filmlandschaft passen will. Nicht, dass es nicht mehr solcher experimenteller Filme geben würde, aber sie kommen doch nur selten in unsere Kinos. Vielleicht ändert the Artist ja mal etwas daran.
Guy Maddin bedient sich der schwarzweißen Stummfilmästhetik, lässt die Bilder langsamer ablaufen, dreht mit Super 8. Mit einer Inhaltsangabe kann man kaum vermitteln, was The Saddest Music in the World für ein Film ist. Isabella Rossellini als beinlose Mäzenin richtet eine Art Grand-Prix/The Voice-Wettbewerb aus, in dem sie Musiker aus aller Welt darum antreten lässt, wer das traurigste Lied vortragen kann.
Wer gewinnt landet im Bierbad und kommt in die nächste Runde. Zwei Brüder konkurrieren um den Preis und - wie könnte es anders sein - um das Herz einer Frau. Absurde Ereignisse reihen sich in diesem surrealen Meisterwerk aneinander. Isabella Rossellini bekommt mit Bier gefüllte Glasbeine und am Ende brennt alles.
Man weiß eigentlich gar nicht, warum einen dieser Film so fesselt. Die abstruse Handlung ist eher nebensächlich, es sind solche Szenen wie die, in der der durch einen schwarzen Schleir über seinem Hut verhüllte große Gravillo von seinem Vater umarmt wird und dabei wegen seiner doch so empfindlichen Haut nur schreiend zurückweicht, die sich einem einprägen. Wer sich erst einmal auf den Film einlässt, der bekommt einen Bilderrausch, eine tragische Liebesgeschichte und eine divenhafte Isabella Rossellini geboten.
Leider war die Bonus-DVD wohl verloren gegangen, aber beigefügt ist der DVD auch noch ein dickes Dreh-Tagebuch Maddins. Darin beschreibt er so Anekdoten wie, dass alle sich vor Rossellinis Ankunft gefürchtet haben und dass sich zu Beginn keiner getraut hat, sie zu filmen. All die Musiker die im Film vorkommen probten unaufhörlich und versteckten sich dabei auch noch so gut, dass sie Maddin ständig suchen musste, wenn er Ruhe zum drehen brauchte. Isabella Rossellini scheinen die Dreharbeiten auf jeden Fall gefallen zu haben, drehte sie doch kürzlich wieder mit Maddin, den Fim Keyhole, auf den ich nun gespannt warte.



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